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Wann kommt der Börsencrash?

Steigende Zinsen, Kriegsgefahr und Corona setzen den Börsen zu. Wie entsteht ein Börsencrash und was sollte man bei einem Crash tun?
Fragen zu Aktien? Der Börsen-Butler antwortet. (Foto: Towfiqu Barbhuiya)
Fragen zu Aktien? Der Börsen-Butler antwortet. (Foto: Towfiqu Barbhuiya)

Gerade Anfängerinnen und Anfänger an der Börse machen sich vielfach Sorgen wegen eines möglichen Börsencrashs. Das Szenario einer platzenden Aktienblase wirkt abschreckend und lässt manche Menschen ewig grübeln, ob sie sich mit ihrem Geld an die Börse trauen sollen oder nicht. Und selbst wer sich dazu entschlossen hat, stellt sich oftmals die Frage: Wann kommt der nächste Börsencrash? Schließlich will man vermeiden, sein Geld auf dem Höhepunkt des Marktes zu investieren. Was ein Börsencrash ist, wie man damit umgeht und ob sich das Platzen einer Aktienblase vorhersehen lässt, beantworten wir in diesem Text.

Was ist ein Börsencrash?

Als Börsencrash wird ein Szenario beschrieben, in dem die Aktienkurse binnen kürzester Zeit massiv fallen. Der Markt gibt auf breiter Front nach, einzelne Branchen oder Firmen können sich – zumindest vorübergehend – dem Abwärtssog kaum entziehen. Sämtliche börsennotierten Unternehmen eines Landes oder ganzer Weltregionen geraten in den Abwärtsstrudel. Die wichtigsten Aktienindizes, in denen die größten und stärksten Unternehmen vertreten sind, fallen an einem Tag locker mal sieben Prozent oder mehr.

Wie entsteht ein Börsencrash?

Ein Börsencrash kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden. Zum Beispiel kann er das Ergebnis einer euphorischen Börsenphase sein. In einer solchen Phase treiben die Anlegerinnen und Anleger die Aktienkurse in immer höhere Höhen, weil viele von ihnen daran glauben, dass es immer weiter aufwärts gehen wird. Die Unternehmensbewertungen lösen sich vom tatsächlichen wirtschaftlichen Geschehen. Irgendwann gehen dem Markt aber die Käuferinnen und Käufer aus, die bereit sind, zu den hohen Kursen einzusteigen und die Stimmung dreht sich. Die Aktienblase platzt.

Was löst noch einen Börsencrash aus? Zum Beispiel Naturkatastrophen oder der Ausbruch eines Krieges oder einer Pandemie. Auch eine massiv steigende Inflation und damit verbunden höhere Leitzinsen können die Börse in eine Krise treiben. Oder ein großer Schuldner – ein Unternehmen oder ein Staat – kann die an ihn gerichteten Geldforderungen nicht bedienen. Auch unerwartete massive Knappheit und damit sprunghaft ansteigende Preise für wichtige Güter, etwa Öl, können die Wirtschaft in die Krise treiben und zu einem Börsencrash führen. Gründe für einen Börsencrash können auch radikale politische Entscheidungen, Übertreibungen auf bestimmten Märkten wie etwa dem Immobilienmarkt oder eine verfehlte Geldpolitik der Notenbanken sein.

Was passiert bei einem Börsencrash?

Bei einem Börsencrash kommt es zu einem massiven Vertrauensverlust der Anlegerinnen und Anleger. Ausgelöst wird dieser Vertrauensverlust durch den Eintritt eines unerwarteten Ereignisses wie eben zum Beispiel dem Platzen von großen Mengen an Immobilienkrediten oder dem Ausbruch eines Krieges. Als Reaktion auf solche Ereignisse verkaufen viele Anlegerinnen und Anleger schlagartig eine große Zahl an Aktien. Bei dem Versuch, ihr Geld in Sicherheit zu bringen, akzeptieren sie auch schlechte Verkaufskurse. Die Börsen fallen binnen Stunden stark.

Durch den massiven Kursverfall werden weitere Anlegerinnen und Anleger aufgeschreckt. Auch sie beginnen ihre Aktien zu verkaufen. Eine Abwärtsspirale kommt in Gang. Wenn die Kurse erst einmal fallen, stellen sich sämtliche Marktteilnehmer auf weiter fallende Kurse ein. Selbst diejenigen, die bereits wieder attraktive Einstiegskurse sehen, warten mit Zukäufen ab, weil sie erwarten, dass es noch günstiger werden könnte. Das treibt den Markt weiter in die Tiefe.

Wann kommt der nächste Börsencrash?

Alle möglichen Propheten und Börsenexperten behaupten, dass sie den nächsten Crash vorhersagen können. Sie bedienen das große Bedürfnis von Menschen, die wissen wollen, wann es den nächsten Börsencrash gibt. Tatsächlich ist es nicht möglich, einen Börsencrash vorherzusagen. Denn für eine exakte Prognose ist es nicht nur nötig, den genauen Grund für den Crash zu kennen, sondern auch den Zeitpunkt. Wenn man allerdings den Grund und Zeitpunkt kennen würde, würde der Crash nicht eintreten – und die Prognose wäre falsch.

Das klingt jetzt sehr dialektisch. Machen wir es plastisch: Wenn Sie wüssten, dass am Dienstagabend um 18.00 Uhr ihr Haus brennen wird, weil eine Elektroleitung im Keller durchschmort, würden Sie den Schaden vorher beheben – und für den Fall, dass das nicht gelingen sollte, schonmal die Feuerwehr kommen lassen. Beides würde das Abbrennen ihres Hauses verhindern.

Doch spinnen wir das Szenario weiter: Während Sie damit beschäftigt sind, das Haus vor dem Abbrennen zu retten, bemerken Sie nicht, dass der Untergrund des Hauses ins Rutschen gerät. So wird das Haus letztlich von einer Schlammlawine zerstört. Auch an der Börse kommen die Katastrophen immer von dort, wo gerade niemand hinschaut.

Angenommen, jede und jeder wüsste nun, dass das Haus am Dienstagabend um 18.00 Uhr so oder so zerstört ist. Was würde mit dem Preis des Hauses passieren? Exakt, er würde auf Null fallen. Aber nicht erst am Dienstagabend, sondern per sofort. Denn wer sollte jetzt noch einen stolzen Preis bezahlen für etwas, das bald wertlos sein wird? Damit wäre die Prognose für den Zeitpunkt des Börsencrashs wieder falsch.

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Warum gibt es Leute, die den Börsencrash richtig vorhersagen?

Natürlich gibt es immer wieder Menschen, die korrekt vor einem Börsencrash gewarnt haben. Die sogar exakt die Gründe genannt haben, die letztlich zum Crash geführt haben. Dazu muss man Folgendes wissen: Es werden sehr, sehr viele Prognosen und Szenarien aufgestellt. Tag für Tag. Von Optimisten, von Pessimisten. Es ist quasi unvermeidlich, dass irgendeines dieser Szenarien eintreten wird. Wenn das passiert, erscheinen diejenigen, die den nächsten Börsencrash richtig beschrieben haben, nachträglich als Propheten.

Es ist wie beim Pferderennen: Manche wetten darauf, dass das Spitzenpferd wie gewohnt das Rennen machen wird; andere, dass ein Außenseiter gewinnt; manche, dass es die Hälfte der Pferde nichts ins Ziel schafft und wiederum andere darauf, dass das Rennen abgebrochen wird wegen eines Unwetters. Irgendjemand wird Recht behalten.

Natürlich haben alle vorher gute Gründe, warum dieses oder jenes Pferd gewinnen wird. Und der Meteorologe auf der Haupttribüne weiß, dass sehr viel für ein Unwetter spricht. So erscheinen die Prognosen auch im Nachhinein als gut begründet. Was sie tatsächlich ja auch sind. Keiner Investorin, keinem Wissenschaftler soll hier die Seriosität abgesprochen werden.

Die Wettquoten verschieben sich aber erst in dem Moment, in dem die Mehrheit zu der Erkenntnis kommt, welches Szenario eintreten wird. Solange nur der Meteorologe auf der Haupttribüne vollständig davon überzeugt ist, dass es ein Unwetter geben wird, ändert das nichts am Wettmarkt. So ist es auch mit der Börse. Der Crash tritt erst dann ein, wenn sich die Marktteilnehmenden der Katastrophe gewahr werden.

Wie lange dauert ein Börsencrash?

Bei einem Börsencrash fallen die Aktienkurse in der Regel innerhalb weniger Wochen stark. Damit muss die Korrektur allerdings nicht vorbei sein. Es kann durchaus sein, dass der Crash anschließend in einen Bärenmarkt übergeht und die Kurse danach noch über längere Zeit in kleineren Schritten nachgeben. Und damit kann auch gemeint sein, dass es ein Jahr oder länger dauern kann, bis der Markt seinen Tiefpunkt erreicht. Die Erholung danach kann mehrere Jahre dauern.

Ein ganz anderes Szenario hat sich mit Ausbruch der Corona-Krise abgespielt. Der Dax stürzte innerhalb von drei Wochen auf sein Tief und erholte sich binnen eines Jahres vollständig vom Crash.

Wann endet ein Börsencrash?

Die Abwärtsspirale kommt bei einem Börsencrash erst dann zum Stillstand, wenn eine ausreichend große Zahl an Anlegerinnen und Anleger in den Kursen wieder mehr Chancen als Risiken sieht. Dazu ist es notwendig, dass die Börsenbewertung der Unternehmen in Relation zur erwarteten wirtschaftlichen Entwicklung günstig bis spottbillig erscheint.

Zudem muss sich der Eindruck bei den Investorinnen und Investoren verfestigen, dass sie diese Schnäppchenpreise verpassen könnten, wenn sie nicht zugreifen. Letztlich ist ein Börsencrash eine Anpassung der Markterwartungen an die neuen Gegebenheiten – mit zwischenzeitlicher Übertreibung nach unten.

Sollte man jetzt Aktien kaufen? Hier gibt es unsere Antwort auf die Frage.

Wann war der letzte Börsencrash?

Der letzte Börsenscrash ereignete sich in Europa mit Ausbruch der Corona-Krise. Der Deutsche Aktienindex (DAX) ging von Mitte Februar 2020 bis Mitte März 2020 in den Sturzflug über. Er fiel damals von mehr als 13.750 Punkten auf weniger als 8500 Punkte.

Was tun bei einem Börsencrash?

Das hängt von Ihrer Börsenstrategie ab. Natürlich ist es schön, wenn man seine Gewinne ins Trockene bringen und entspannt zusehen kann, wie die Kurse abrauschen. Wenn Sie privat ihr Geld anlegen, werden Sie allerdings in der Regel frühestens nach dem ersten Kursrutsch dazu kommen. Denn professionelle Investoren und Handelsalogorithmen sind schneller.

Außerdem stellt sich immer die Frage: Geht es wirklich noch weiter abwärts oder ist es nur ein zwischenzeitlicher Kursverfall? Das kann man allenfalls von der Größe des Ereignisses ableiten, das zum Börsencrash geführt hat. Wie immer ist die Börse auch im Falle eines Crashs kurzfristig unberechenbar. Bisher hat sich die Börse jedoch noch von jedem Crash erholt. Denn die Menschen finden immer Wege, wie sie ihren Wohlstand mehren können. Die Börse bildet das ab. Deshalb muss man als Anleger:in im Zweifel einfach tapfer sein und darauf warten, dass sich die Börse erholt.

Was passiert mit meinen Aktien bei einem Crash?

Generell lässt sich sagen, dass in einem Börsencrash in einer ersten Phase so gut wie alle Aktien an Wert verlieren. In einer zweiten Phase kommt es allerdings auf den Grund für einen Börsencrash an und auf die Art der Geschäfte, die ihre Unternehmen betreiben.

Im Corona-Crash zählten die Aktien von Online-Händlern, Corona-Test-Anbietern oder Spezialisten für Videokonferenzexperten zu den Gewinnern. Reiseveranstalter und Autohersteller verloren. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass in einer wirtschaftlichen Krise immer Unternehmen gewinnen, die Produkte anbieten, auf die die Menschen nicht verzichten können und deren Erwerb nicht verschoben werden kann.

Wie kann man sich auf einen Börsencrash vorbereiten?

Mit der richtigen Anlagestrategie. Der Börsen-Butler investiert nur in Unternehmen, von denen er glaubt, dass sie langfristig erfolgreich sein werden und auch Krisen überstehen: Weil sie Produkte haben, die die Menschen benötigen, und über genügend finanzielle Substanz verfügen, um eine Wirtschaftskrise durchzustehen. Außerdem mischt er in seinem Portfolio konjunkturabhängige und konjunkturunabhängige Unternehmen. Beides für sich ist schon ungeheuer beruhigend.

Hinzu kommt, dass man nur Geld an der Börse investieren sollte, das man kurz- und mittelfristig nicht benötigt. Damit ist es für das alltägliche Leben egal, was an der Börse geschieht. Überdies verhindert dieses Vorgehen, dass man seine Aktien inmitten eines Börsencrashs mit Verlust verkaufen muss – und damit ist schon viel gewonnen. Darüber hinaus ist es gut, wenn man sich finanziell so aufstellt, dass man während eines Börsencrashs Aktien kaufen kann. Denn…

Wer profitiert von einem Börsencrash?

An der Börse gewinnt immer jemand – auch bei einem Börsencrash. Zu den offensichtlichsten Gewinnern gehören diejenigen, die einen Börsencrash haben kommen sehen und darauf spekuliert haben. Das geht zum Beispiel mit sogenannten Short-Wetten. Das bedeutet, dass man sich Aktien leiht. Obwohl man die Aktien nur ausgeliehen hat, verkauft man sie an der Börse zu hohen Kursen, zum Beispiel 10.000 Aktien für 150 Euro pro Stück. Wie mit allem, was man ausleiht, muss man auch geliehene Aktien irgendwann an die wahren Besitzer zurückgeben. Ereignet sich bis dahin ein Börsencrash, kann man die Aktien zu günstigen Kursen zurückkaufen, zum Beispiel für 70 Euro pro Stück. Während man mit dem Verkauf also 1,5 Millionen Euro eingenommen hat, muss man für den Rückkauf nur 700.000 Euro ausgeben. Macht einen Gewinn von 800.000 Euro.

Doch Profiteure eines Börsencrashs sind nicht nur Shortseller, sondern auch alle anderen, die über Geld verfügen, um die niedrigen Kurse für Aktienkäufe zu nutzen. Das können Großkonzerne wie Warren Buffetts Berkshire Hathaway sein, aber auch ganz gewöhnliche kleine Anlegerinnen und Anleger.

Welche Aktien soll ich nach einem Crash kaufen?

Das hängt von der Art des Ereignisses ab und von den Annahmen bezüglich der Zukunft. Wer schnell und kreativ ist, überlegt sich, welche Waren und Dienstleistungen in der Krise besonders benötigt werden. Dann investiert er in Unternehmen, die diese Produkte anbieten. Wer eine langfristige Strategie hat, kann den Börsencrash aber auch einfach nutzen, um Unternehmen, deren Aktien er ohnehin irgendwann gekauft hätte, zu einem günstigen Preis zu erwerben (sofern die Investitionsthesen noch intakt sind). Der Börsen-Butler hat genau das im Corona-Crash gemacht und massiv aufgestockt. Das hat sich bezahlt gemacht.

Was passiert mit Fonds bei einem Börsencrash?

Wie sich ein Fonds bei einem Börsencrash entwickelt, hängt von seiner Zusammensetzung ab. Wie im Artikel zum Aufbau eines Aktiendepots beschrieben, gibt es die verschiedensten Formen Arten von Aktien. Sie lassen sich unter anderem nach Geschäftsmodellen, Branchen, Weltregionen und Entwicklungsstadium eines Unternehmens unterscheiden. Etablierte Unternehmen mit soliden Bilanzen und antizyklischen Geschäften (zum Beispiel ein Lebensmittelkonzern), dürften von einem Börsencrash in der Regel weniger stark betroffen sein als junge Wachstumsfirmen mit zyklischen Geschäften. Kurz gesagt: Je sicherer ein Geschäft ist, desto weniger stark sollte die Börsenschwankung sein. Wobei dazu gesagt werden muss, dass das Wesen eines Börsencrashs ist, dass zunächst mehr oder weniger alle Aktien abgestraft werden, bevor der Markt wieder differenziert. Enthält ein Fonds auch Staatsanleihen oder Rohstoffe, sieht das Bild nochmal anders.

Welche Folgen hat ein Börsencrash?

Ein Börsencrash kann die unterschiedlichsten Folgen haben: Zunächst einmal sinkt der Wert der Aktien. Das heißt, die Vermögen der Anlegerinnen und Anleger schrumpfen. Jedenfalls auf dem Papier. Realisiert werden die Verluste erst, wenn Aktien verkauft und damit in Geld getauscht werden. Die Kaufkraft von Menschen sinkt, die in einer solche Situation ihre Aktien verkaufen müssen. Sie werden ärmer. Das wiederum kann die wirtschaftliche Nachfrage schmälern, mit weiteren negativen Effekten.

Wenn Unternehmen im Zuge eines Börsencrashs an Wert verlieren, hat das aber noch weitere Folgen. Zum Beispiel müssen sie mehr Aktien ausgeben, um frisches Kapital aufzunehmen (jede Aktie ist schließlich weniger wert). Das heißt, für Unternehmen, die darauf angewiesen sind, Geld einzusammeln, wird es schwieriger, ihre Geschäfte zu finanzieren.

Auch wer Aktien als Sicherheit für einen Kredit hinterlegt hat, kann in Probleme kommen. Denn schließlich ist die Sicherheit für den Kredit geschrumpft, was zur Folge haben kann, dass der Kreditgeber nun mehr Sicherheiten verlangt oder den Vertrag kündigt.

Schließlich wird es für finanzkräftige Akteure einfacher, im Zuge eines Börsencrashs zum Beispiel andere Unternehmen zu kaufen. Schließlich sind die nun billiger geworden. Starinvestor Warren Buffett hat in solchen Situationen oft gute Geschäfte gemacht. Und natürlich kann es auch lohnenswert sein, während eines Crashs Aktien zu kaufen.

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