Ein tierisches Problem für Börsenanfänger: Was hat es mit Bulle und Bär auf sich? Was bedeuten die Symboltiere für die Aktienkurse? Und was ist ein Bärenmarkt überhaupt? Wir klären auf und erläutern, wie sich Anlegerinnen und Anleger am besten verhalten.
Vor der Frankfurter Börse stehen sich die eindrucksvollen Tiere als Kontrahenten gegenüber: Auf der einen Seite der hochaufgerichtete Bulle, auf der anderen der weggeduckte Bär. Die Symbolik soll wohl sagen: Der Bulle bestimmt das Geschehen. So wünschen sich das die Börsianer, denn Bullenmärkte sind Märkte mit steigenden Kursen.
Doch warum gerade ein Bulle? Und warum gerade ein Bär? Weil der Bulle im Angriffsmodus – anders als es die Szene darstellt – von unten kommend sein Angriffsziel in die Höhe katapultiert. Der Bär hingegen begräbt von oben kommend alles unter sich. Steigende und fallende Kurse, Bullen- und Bärenmarkt, Hausse und Baisse eben.
Bärenmarkt: Die Pessimisten haben die Macht
Was ist ein Bärenmarkt? Die Frage ist im Kern schon beantwortet. Als Bullen werden an der Börse diejenigen bezeichnet, die optimistisch in die Zukunft schauen und Aktien kaufen in Erwartung steigender Kurse. Die Bären sind hingegen pessimistisch und halten sich aus dem Kaufgeschehen raus oder wetten mit Leerverkäufen auf fallende Kurse. Wenn die Bären die Macht haben, werden also auch künftig fallende Kurse erwartet.
Doch schauen wir uns das etwas genauer an. Schauen wir auf Definition und Bedeutung, Entstehung, Häufigkeit und Dauer von Bärenmärkten – und auf die Frage, ob sich Bärenmärkte eigentlich rechtzeitig erkennen lassen.
Ein Bärenmarkt ist erreicht, wenn der Aktienindex seit seinem letzten Höchststand mehr als 20 Prozent gefallen ist. Davor wird laut Definition noch von einer Marktkorrektur gesprochen. Mit dem Bärenmarkt wird ein neuer Marktzyklus eingeleitet, einer mit Aktienkursen, die fallen oder auf einem Preisniveau vor sich hindümpeln (Seitwärtsbewegung). Historisch gesehen fällt zum Beispiel der US-Index S&P 500 in so einer Phase im Durchschnitt laut Ned Davis Research um 35 Prozent im Vergleich zum Höchststand.
Alle Börsenphasen mit fallenden Kursen sind bisher zu einem Ende gekommen. Dieses Ende ist erreicht, wenn die Kurse mindestens 20 Prozent über ihrem letzten Tiefststand liegen. Das ist dann ein klares Zeichen dafür, dass die Bullen wieder am Drücker sind, dass der Optimismus an der Börse zurückgekommen ist. Folglich sollten die Kurse weiter steigen. Bisher haben die Kursanstiege die Verluste einer Abwärtsphase mehr als kompensiert: Der S&P 500 stieg jeweils im Durchschnitt um 111 Prozent – mehr als eine Verdoppelung.
Schlecht. Eine sich eintrübende Konjunktur kann ein Hinweis auf einen anstehenden Bärenmarkt sein. Werden die Gewinnaussichten der Unternehmen schlechter, sinkt die Zahlungsbereitschaft der Marktakteure für Aktien. Allerdings sind sich die Börsianer längst nicht immer einig, wie die Konjunkturdaten zu interpretieren sind. Und wann sich an der Börse der Trend wendet, lässt sich damit auch nicht mit Sicherheit sagen.
Für Privatpersonen ist es mangels Zeit und Wissen ohnehin fast unmöglich, dieses Spiel mitzuspielen. Auch die Profis irren sich oft genug, wie sich der Markt entwickeln wird, zum Beispiel mit ihren Prognosen zum Dax. Und manche Bärenmärkte treten auch in guten wirtschaftlichen Zeiten ein, wenn Spekulationsblasen platzen. Dann waren nach dem Urteil der Marktakteure die Firmenbewertungen einfach zu hoch.
Abgesehen davon: Da der Markt erst um 20 Prozent fallen muss, bis der Bärenmarkt offiziell ist, kann dieser immer erst nachträglich ausgerufen werden. Doch dann sind die meisten Verluste schon eingetreten sind.
Weniger lang, als viele denken. In der Regel ist der Spuk binnen zehn Monaten wieder vorbei. Für viele Anlegerinnen und Anleger ist das mental gesehen trotzdem eine sehr lange Zeit hohen Stresses. Sie sind über Monate hinweg mit fallenden Kursen konfrontiert. Ohne ein robustes Mindset und eine klare Strategie verliert man irgendwann die Nerven. Deswegen sollte man sich von Anfang an bewusst sein, dass Abschwünge an der Börse dazugehören.
Sie sind vollkommen normal und gehören zur Natur der Börse. Der S&P 500 ist in seiner Geschichte seit 1928 bereits 27 Mal durch eine Bärenmarktphase gegangen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das im Schitt rund alle fünf Jahre der Fall. Darauf folgte jedes Mal eine deutlich längere Phase mit steigenden Kursen, die im Schnitt rund zweieinhalb Jahre dauert.
Wie Sie in einer Baisse richtig handeln
Für Anlegerinnen und Anleger ist der Bärenmarkt grundsätzlich nichts Schlechtes. Zwar verliert das Portfolio durch Kursrückgänge an Wert, aber es entstehen auch neue Chancen. Gerade in einer Abschwungphase sollte man sich die Frage stellen, ob es sich lohnen könnte, jetzt Aktien zu kaufen. Denn niedrigere Kurse bedeuten auch geringere Einstiegspreise und damit potenziell bessere Renditen.
Wichtig zu verinnerlich ist, dass zum Ende des Bärenmarktes hin die Kurse bereits wieder steigen. Denn die Abschwungphase ist erst überwunden, wenn der Markt mehr als 20 Prozent über seinem Tief liegt. Diesen Kursanstieg gilt es mitzunehmen.
In der letzten Phase des Bärenmarktes lassen sich historisch gesehen die stärksten Kursgewinne erzielen. Da der Beginn dieser letzten Phase zeitlich schwierig abzuschätzen ist, riskieren Anlegerinnen und Anleger, die in einer Bärenmarktphase verkaufen, die größten Kursanstiege zu verpassen. Sie kehren erst in den Markt zurück, wenn das meiste Geld schon gemacht worden ist. Historisch gesehen fallen 78 Prozent der besten Börsentage des S&P 500 in die Übergangsphase vom Bären- zum Bullenmarkt.
Da auch der Beginn des Bullenmarktes nur nachträglich festgestellt werden kann, sollte es für Privatpersonen in der Regel das Beste sein, auch im Abschwung einfach im Markt zu bleiben und falls möglich zu günstigeren Kursen nachzukaufen. Von Spekulationen auf fallende Kurse mit Optionen oder Leerverkäufen rät der Börsen-Butler Privatpersonen ab.
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