Zwei Jahre lang haben sich viele Bundesbürger im Sommer mit deutschen Urlaubszielen begnügen müssen. Corona bremste den Reisedrang. In diesem Jahr sind wieder weitere Reisen möglich. Spanien, Türkei oder vielleicht sogar Großbritannien? Wird der Urlaub teurer? Wer bereits gebucht hat, freut sich auf Sonne, Strand, Bergwandern und hat möglicherweise nicht bedacht, was der Urlaub über die Unterkunft hinaus kostet. Günstige Pauschalurlaube gehören wohl der Vergangenheit an.
Dass die Schweiz und Island teuer sind im Vergleich zu Deutschland, ist vielen bekannt. Aber auch in den USA, Großbritannien und den Niederlanden müssen Deutsche deutlich mehr für die gleichen Waren bezahlen wie zu Hause, wie aus Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervorgeht. Sehr günstig ist danach der Urlaub in der Türkei, Polen und Griechenland.
Wird Urlaub teurer? Die Kaufkraft zeigt Tendenzen auf
Die OECD hat die Kaufkraft in den unterschiedlichen Ländern untersucht. Wer in der Türkei einen Euro ausgibt, bekommt dafür Waren, die in Deutschland 2,71 Euro kosten würden. In Polen wären es Waren für 1,75 Euro, in Griechenland für 1,20 Euro. In der Schweiz sieht es anders aus: Für einen Euro bekommen die Bundesbürger dort nur Waren im Gegenwert von 0,64 Cent. In Island sind es 0,67 Euro. Für die USA haben die Experten 0,83 Cent berechnet und für Großbritannien 0,84 Cent. In den Niederlanden und Dänemark sind es 0,91 Euro und 0,77 Euro. Das bedeutet: Wer in diesen Ländern wie in Deutschland gewohnt einkauft, muss deutlich mehr Geld ausgeben.
Die Zahlen sind Durchschnittswerte und geben deshalb nur eine Tendenz wieder. Es kann sein, dass bestimmte Waren auch in vermeintlich günstigen Ländern teuer sind – ausländische Markenprodukte zum Beispiel. Und sehr oft sind die Preise in Urlaubsregionen im Vergleich zum Rest des Landes höher, weil die Nachfrage größer ist. Oder weil die Einheimischen wissen, dass die Touristen bereit sind, mehr Geld auszugeben, wenn sie im Urlaub sind. Das kann immer noch günstiger sein als in Deutschland selbst, muss es aber nicht.
Außerdem zahlen Urlauber meist mehr für Dinge, die sie zu Hause nicht brauchen: Liegestühle am Strand von Lido di Jesolo zum Beispiel. Und die Miete dafür kann sehr teuer sein. Ebenso das Eis an französischen Stränden. Und viele gehen häufiger Essen als zu Hause, was in der Regel die Urlaubskasse belastet. Relativ sicher ist: In der Schweiz und Skandinavien ist praktisch alles teurer.
Wo der Urlaub teurer wird: Der Big-Mac-Index
Für die beliebtesten Auslandsreiseziele der Deutschen hat die OECD-Übersicht gute Nachrichten: In Spanien und Italien müssen die Bundesbürger weniger ausgeben als in Deutschland. Auf Mallorca, in Madrid, in Katalonien oder Andalusien bekommen die Deutschen für einen Euro Waren, für die sie in Deutschland 1,09 Euro ausgeben müssten, in Italien 1,08 Euro. Frankreich und Österreich sind mit 0,98 Euro und 0,96 Euro etwas teurer als die Bundesrepublik.
Weitere Hinweise, ob ein Land zu den teuren gehört, gibt der Big-Mac-Index, den das britische Magazin „Economist” jedes Jahr veröffentlicht. Er vergleicht die Preise eines Big Mac der Restaurantkette McDonalds. Erstellt wird er, um zu sehen, wie sehr die Bewertung einer Währung an den Devisenmärkten von denen im realen Leben abweicht. Sehr technisch. Sie gibt aber vor allem auch Hinweise darauf, welche Länder besonders teuer sind.
Ganz oben auf der Liste steht die Schweiz, wo das Fastfood-Brötchen 40,9 Prozent mehr kostet als im Schnitt der Euro-Zone. Danach folgen Norwegen mit einem Plus von rund 29 Prozent und die USA mit mehr als 17 Prozent. Besonders günstig sind die Burger demnach in der Türkei (minus 62,4 Prozent im Vergleich zur Euro-Zone). Den billigsten Big Mac aus Sicht aller, die mit dem Euro bezahlen, gab es in Russland. Er war im Schnitt fast 65 Prozent günstiger. Im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine hat sich McDonalds inzwischen aus Russland zurückgezogen.
Der Big-Mac-Index stammt aus dem Januar. Entsprechend sind die Teuerungsraten der Länder in den vergangenen Wochen nicht berücksichtigt, die das Verhältnis verschoben haben können – etwa die sehr hohe Inflation von zuletzt 73,5 Prozent in der Türkei.
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