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Inflation in der Reisebranche: Ciao Billigurlaub

Die Inflation macht sich auch in der Reisebranche bemerkbar. Reisende sollten sich auf steigende Preise gefasst machen – nicht nur bei der Anreise.
Reisende müssen sich auf steigende Urlaubspreise gefasst machen. (Foto: Sai Kiran Anagani)
Reisende müssen sich auf steigende Urlaubspreise gefasst machen. (Foto: Sai Kiran Anagani)

Ein Blick auf das Angebot an Ferienwohnungen an der Ostsee ernüchtert. Das Angebot ist zwar groß, doch die Preise sind vielfach happig. Eine schöne Unterkunft auf der Insel Rügen mit Meerblick, die im vergangenen Jahr noch für 120 Euro am Tag zu haben war, kostet jetzt 180 Euro. Das ist zwar nur eine Stichprobe, doch der Trend ist unverkennbar.

Reisen ist trotzdem beliebt wie eh und je. So lassen sich zumindest die Buchungszahlen der Reiseveranstalter deuten. Nach Angaben des Deutschen Reiseverbands (DRV) buchten die Deutschen zwischen März und April sogar mehr Reisen als im letzten Jahr vor der Pandemie. Daran hat der Krieg in der Ukraine nichts geändert.

Inflation hat die Reisebranche noch nicht voll erfasst

Und noch können sich die Haushalte einen Ferientrip auch noch leisten. Denn die Inflation hat die Reisebranche noch nicht voll erfasst. „Mit nachträglichen Preisaufschlägen auf bereits gebuchte Reisen müssen Kunden in den allermeisten Fällen nicht rechnen”, betont der DRV. Die großen Veranstalter haben sich frühzeitig Hotelkontingente gesichert und garantieren in der Regel die vereinbarten Preise bei bereits gebuchten Reisen. Die Urlauber geben sogar freiwillig mehr aus und entscheiden sich für etwas mehr Luxus, etwa bei den Unterkünften.

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Doch die Preissteigerungen schlagen bei neuen Buchungen schon durch, wie das Reiseportal Holydaycheck in einer aktuellen Auswertung seiner Angebote feststellt. Die Teuerung bei Pauschalreisen ist je nach Zielgebiet sehr unterschiedlich. So ermittelte das Portal für Mallorca einen Durchschnittspreis von elf Euro am Tag, im Vergleich zu 2019 ein Plus von fünf Prozent. Ein Trip nach Hurghada kostet demnach 19 Prozent mehr als vor Corona, nach Gran Canaria sogar 24 Prozent mehr. Bei den Hotelpreisen sieht es ähnlich aus. Für die Übernachtung in Tirol werden 15 Prozent mehr fällig, in Bayern sogar 21 Prozent.

Inflation ist nicht das einzige Problem der Reisebranche

Für die Teuerung gibt es laut Holydaycheck ein ganzes Bündel an Gründen. In vielen Regionen sind Hotelkapazitäten geschrumpft, weil Betriebe die Pandemie nicht überstanden haben. In Spanien, Griechenland oder den deutschsprachigen Regionen sorgt Personalmangel für steigende Preise. Airlines haben zu wenige Flugslots gebucht und müssen nun für eine Aufstockung der Startplätze Extrakosten aufbringen Dazu kommen die hohen Energie- und Nahrungsmittelpreise. Es ist daher abzusehen, dass der Urlaub bald noch deutlich teurer wird.

Auch Individualreisende merken schon deutlich, dass die Inflation vor der Tourismusbranche nicht haltmacht. Deutlich wird dies etwa bei Mietwagen, die in den Zielregionen knapp geworden sind. „Hier sehen wir entsprechende Preissprünge”, sagt DRV-Chef Norbert Fiebig. Dies gelte auch für Fernreisen in die USA oder Kanada. Fiebig rät daher zu einer frühzeitigen Buchung der Leihwagen. Auch Camper sind übrigens deutlich teurer geworden. Die Zeit der Billigtickets im Flugverkehr nähert sich wohl auch einem vorläufigen Ende. Die hohen Treibstoffpreise schlagen nach und nach auf die Kosten von Flugtickets durch.

Höhere Ausgaben am Urlaubsort

Ebenso ist der Urlaub in Deutschland schon spürbar kostspieliger geworden. Laut Statistischem Bundesamt waren Übernachtungen und Gaststättenbesuche im April dieses Jahres fast fünf Prozent teurer als 2021. Im Vergleich zum Jahr 2019 beträgt der Zuschlag sogar zehn Prozent. Für Ferienwohnungen und -häuser liegen derzeit kaum Daten vor. Das Vergleichsportal Check24 ermittelte hier eine Teuerung von zwölf Prozent während der anstehenden Hauptreisezeit.

Andere Posten sorgen für höhere Ausgaben am Urlaubsort. Das Bier an der Bar kostet in diesem Jahr ebenso mehr wie die Kugel Eis am Strand oder der Döner zwischendurch. Und der nächste Preissprung ist zumindest in Deutschland schon vorprogrammiert. Am 1. Oktober steigt der Mindestlohn hierzulande auf zwölf Euro an. Das gerade im Gastgewerbe niedrige Löhne weit verbreitet sind, kommen auf die Betriebe beträchtliche Kostensteigerungen zu. Es ist noch offen, inwieweit sie diese an ihre Gäste weitergeben können oder wollen.

Inflation in der Reisebranche: Kein Abwärtstrend erkennbar

Gegenläufige Trends und Spartipps sind Mangelware. Laut DRV kann sich bei der Flugbuchung der Blick auf andere Abflughäfen lohnen. Sind dort keine Ferien, sind vielleicht preiswertere Flüge im Angebot. Vielleicht werden auch Kreuzfahrten für manche Urlauber zu einer Alternative. Dort ist der Wettbewerb zwischen den Anbietern so stark, dass Branchenvertreter schon vor einem Preiskampf warnen. Den Reisenden kämen Rabattaktionen ganz gelegen.

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