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Neueinstellungen: Deutsche Bahn rekrutiert 2021 rund 22.000 Beschäftigte

Der Konzern tauscht in kürzester Zeit fast ein Fünftel der Belegschaft aus. Rund 70.000 Neueinstellungen bei der Deutschen Bahn in drei Jahren.
Neueinstellungen bei der Deutschen Bahn: Wael Al-Imam wurde 2021 als 22.000 Mitarbeiter eingestellt. Er macht eine Ausbildung zum Lokführer. (Foto: Deutsche Bahn AG / Dominic Dupont)
Neueinstellungen bei der Deutschen Bahn: Wael Al-Imam wurde 2021 als 22.000 Mitarbeiter eingestellt. Er macht eine Ausbildung zum Lokführer. (Foto: Deutsche Bahn AG / Dominic Dupont)

Eine Begrüßung vom Personalvorstand persönlich erhält man nicht alle Tage. Jedenfalls dann nicht, wenn man bei einem Riesenkonzern wie der Deutschen Bahn beginnt. Wael Al-Imam wurde diese Ehre am Dienstag zuteil. Bei einer Pressekonferenz des Konzerns wurde er von Personalvorstand Martin Seiler als 22.000er neuer Mitarbeiter in diesem Jahr begrüßt. Damit hat die Deutsche Bahn ihr Ziel für die Neueinstellungen 2021 übertroffen. Zuletzt hatte die Deutsche Bahn 750 Millionen Euro neue Schulden aufgenommen.

Deutsche Bahn übertrifft Ziel für Neueinstellungen 2021

Wael Al-Imam (40) hat am 6. Dezember seine Ausbildung als Lokführer bei der S-Bahn Berlin, einer Bahn-Tochter, begonnen. Der Syrer kam 2013 nach Deutschland und arbeitete bisher in der Logistikbranche. Schon in Syrien hätten ihn die großen Loks fasziniert, erzählt er. Doch viel Bahnverkehr gebe es dort nicht. Nach seiner Ankunft in Deutschland sei er dann beeindruckt gewesen vom Frankfurter Hauptbahnhof mit seinem gewaltigen Gleisvorfeld. Nun wolle er sich den Traum vom Lokführer erfüllen.

Da die Deutsche Bahn mit der Einstellung von Al-Imam am Nikolaustag die Personaloffensive natürlich nicht beendet hat, spricht das Unternehmen von rund 22.000 neuen Beschäftigten in 2021. Darunter sind rund 5000 Azubis und Dual-Studierende. „Wir haben unsere Einstellungsziele erreicht, ja sogar übertroffen“, so Seiler. „Bildlich gesprochen ist das eine Kleinstadt, die wir auch in diesem Jahr wieder rekrutiert haben.” Die Deutsche Bahn war mit der Absicht ins Jahr gestartet, 20.000 Menschen anzuheuern.

Deutsche Bahn tauscht ein Fünftel der Belegschaft aus

Bei der Einstellungsoffensive gehe es nicht nur darum, betonte Seiler, Kolleginnen und Kollegen zu ersetzen, die in den Ruhestand gingen, sondern auch darum, dass das Unternehmen wachse. Seit 2011 wurde die Belegschaft der Deutschen Bahn laut Statistik um rund 40.000 auf rund 340.000 Beschäftigte verstärkt. In diesem und den vergangenen beiden Jahren wurden in Summe rund 70.000 Menschen rekrutiert. Das bedeutet, dass in drei Jahren rund jeder fünfte Beschäftigte ausgetauscht wurde. 

Das meiste Personal hat der Konzern in diesem Jahr mit 2720 Personen im Bereich der Instandhaltung von Schienen, Lokomotiven und Wagen eingestellt. Weiter rekrutierte die Deutsche Bahn rund 2410 Ingenieurinnen und Ingenieure, rund 1760 Lokführerinnen und Lokführer, rund 1160 Fahrdienstleiterinnen und Fahrdienstleiter und rund 1230 Menschen für den Bereich der Informationstechnologie. Damit hätten die Schwerpunkte dort gelegen, wo auch die strategischen Schwerpunkte des Unternehmens lägen, so Seiler.

Personaloffensive der Bahn wird mittelfristig wohl abflachen

Die Personaloffensive soll 2022 fortgesetzt werden. „Wir werden auch im kommenden Jahr deutlich über 20.000 Einstellungen vornehmen“, sagte Seiler. Den größten Zuwachs werde es rund um die Infrastruktur geben. Eine Werbekampagne mit den Schwerpunkten auf Azubis, Ingenieure, Zugchefinnen und IT-SpezialistInnen läuft gerade an. Sie kommt sehr jung daher, mit Drohnen, digitalen Zwillingen und Avataren.

Mit der Strategie “Starke Schiene” hat sich der Konzern zum Ziel gesetzt, insgesamt 100.000 Beschäftigte zu rekrutieren. Gehen die Pläne auf, dürften davon zum Ende des kommenden Jahres 90.000 geschafft sein. Mittelfristig könnte die Personaloffensive dann abflachen, was Seiler auf Nachfrage von Journalistico bestätigte.

Deutsche Bahn rekrutiert auch Personal im Ausland

Der Deutschen Bahn gelingt es offenbar gut, einmal gewonnenes Personal zu halten. „Die Fluktuation ist je nach Berufsbild und Region sehr unterschiedlich, aber die Frühfluktuation liegt im Durchschnitt bei rund zwei Prozent, was sehr wenig ist”, erläuterte Seiler. “Wir haben eine historisch niedrige Frühfluktuation.“ Die Frühfluktuation wird zwei Jahre nach der Einstellung erhoben. Bei den Azubis gelinge es, zwischen 83 und 84 Prozent der Menschen nach der Ausbildung zu übernehmen.

Neueinstellungen werden für die Deutsche Bahn nach den Worten von Personalvorstand Seiler aber immer herausfordernder. „Wir sehen, dass der Arbeitsmarkt schwieriger wird, nicht nur bei den jungen Menschen“, sagte der Manager am Dienstag. Dem Unternehmen müsse es deshalb gelingen, den Arbeitsmarkt voll auszuschöpfen. Auch im Ausland schaue man sich nach Personal um. So seien zum Beispiel für den Oberleitungsbau Menschen aus der Ukraine gewonnen worden.

Stellenabbau: Beschäftigte der Deutschen Bahn in Basel verlieren ihren Arbeitsplatz

Trotz dieser Herausforderungen gibt es allerdings auch Menschen, die bei der Deutschen Bahn ihren Arbeitsplatz verlieren. Am Bahnhof Basel betreibt das Unternehmen die Dienststelle DB Reise & Touristik als Tochterfirma der DB Fernverkehr. Nun will der Konzern diese Dienststelle auflösen, wie Seiler auf Nachfrage von Journalistico bestätigte.

„Es ist richtig, dass wir in der Schweiz diese Tochtergesellschaft nicht weiterbetreiben können”, sagte der Manager. “Es ist aber so, dass wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Perspektiven anbieten, bei der DB weiterzuarbeiten.“ Man sei in Gesprächen. “So können sich die Kolleginnen und Kollegen entsprechend bewerben.“ Weitere Nachfragen waren aufgrund des Formats der digitalen Pressekonferenz nicht möglich.

Die Belegschaft kritisiert laut einer Petition, circa 150 Mitarbeitende, „zum Teil kurz vor der Rente, zum Teil Schwerbehindert, zum Teil junge Familienväter und Mütter sollen zum 01.06.2022 auf Grund von Corona ihre Arbeitsplätze verlieren“. Ein Übernahmeangebot für andere Dienststellen gebe es nicht.

Wenn sich die Beschäftigten neu bewerben müssen, möglicherweise bei einer Dienststelle auf deutscher Seite, besteht für sie die das Risiko, dass sie künftig deutlich weniger verdienen würden als bisher.

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