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Fahrplanwechsel: Was sich bei der Deutschen Bahn ändert

Die Deutsche Bahn schickt zum Fahrplanwechsel mehr Züge auf die Schiene. Sie erhöht aber auch die Preise, was für Kritik sorgt.
Der XXL-ICE mit 900 Sitzplätzen. (Foto: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben)
Der XXL-ICE mit 900 Sitzplätzen. (Foto: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben)

Die Deutsche Bahn erhöht zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember nach eigenen Angaben die Kapazität in ihren Fernverkehrszügen. Täglich soll es künftig mehr als 50.000 Sitzplätze zusätzlich geben, so das Unternehmen. Zusammen mit den Sonderzügen an Weihnachten und Sylvester werde das Angebot stark ausgeweitet. ” Noch nie zuvor waren auf Deutschlands Schienen so viele Fernzüge unterwegs wie Ende dieses Jahres“, so der Fernverkehrschef der Deutschen Bahn, Michael Peterson.

Die Ausweitung des Angebots werde möglich durch mehr Verbindungen und den Ausbau der Fernverkehrsflotte, so der Schienenkonzern. Insgesamt hab die Deutsche Bahn in den vergangenen zwei Jahren 46 ICE 4 und 29 Intercity 2-Doppelstockzüge in Betrieb genommen. Ende dieses Jahres seien damit rund 340 ICE im Einsatz.

XXL-ICE können mehr als 900 Personen befördern

Stolz verweist die Bahn auf ihre rund 20 XXL-ICE. Diese Züge sind 374 Meter lang und können nach Angaben der Deutschen Bahn jeweils 918 Menschen befördern. Das seien rund fünfmal mehr als bei einem Mittelstreckenflugzeug. Zudem verfügten die Züge über ein leistungsfähigeres WLAN.

Erstmals hatte die Bahn zum Sommerfahrplan 2021 einen XXL-ICE auf die Strecke geschickt und zwar zwischen Hamburg, Frankfurt, Zürich und Chur sowie zwischen Hamburg, Dortmund und München.

Mehr Sprinter sollen dem Flugzeug Konkurrenz machen

Mit zusätzlichen Sprintern will die Deutsche Bahn ab dem Fahrplanwechsel dem Flugzeug mehr Konkurrenz machen. Dreimal täglich verkehrt ein Sprinter dann in weniger als vier Stunden zwischen Berlin und Köln. Bisher dauert die Fahrt eine halbe Stunde länger. Endstation ist hier Bonn. Zwischen Düsseldorf und München sollen Geschäftsreisende morgens und abends mit dem Zug schneller unterwegs sein. Sprinter verkehren zudem künftig zwischen Hamburg und dem Frankfurter Flughafen.

Dortmund beziehungsweise Münster werden über eine neue Fernverkehrslinie im Zweistundentakt mit Frankfurt verbunden. Die Strecke zwischen München und Zürich erreicht ihre im Deutschlandtakt vorgesehene volle Leistungsfähigkeit. Eine Zugreise zwischen den beiden Städten war viele Jahre lang kaum möglich. Mit der vollständigen Elektrifizierung der Strecke bereits im vergangenen Jahr und der Einführung des Zugsicherungssystems ETCS soll die Fahrzeit jetzt auf 3.30 Stunden sinken.

Mit dem Fahrplanwechsel erhalten Reisende auch zwei zusätzliche Nachtzugverbindungen. Die Österreichischen Bundesbahnen schicken drei Mal pro Woche einen Nachtzug von Wien über München nach Paris (Abfahrt: 19.40 Uhr, Ankunft: 9.42). Täglich fährt nun ein Nachtzug von Zürich über Basel und Köln nach Amsterdam (Abfahrt: 21.59 Uhr, Ankunft: 9.14). Tickets für Sitzplätze gibt es ab 29.90 Euro, für Liegeplätze ab 59.90 Euro. Zudem bauen die ÖBB die Direktverbindung auf der Strecke Wien-Bregenz-Frankfurt aus.

Deutsche Bahn hebt Ticketpreise an

Die Deutsche Bahn hält für Fahrgäste auch Änderungen bereit, die weniger gut ankommen dürften. So ist ab dem 1. Januar der Ticketkauf im Zug beim Bordpersonal nicht mehr möglich. Tickets können künftig nur noch auf der App DB Navigator gekauft werden. Das ist bis zehn Minuten nach Fahrtantritt möglich. Der Bordzuschlag von 17 Euro entfällt damit. Die Bahn verweist darauf, dass zuletzt weniger als ein Prozent der Fahrgäste ihr Ticket beim Zugpersonal gekauft habe.

Außerdem erhöht die Bahn die Preise zum Fahrplanwechsel. Im Durchschnitt steigen die Preise dem Unternehmen zufolge um 1,9 Prozent. Vor allem Stammkunden bezahlen mehr. Die Preise für Streckenzeitkarten, Flexpreise und die BahnCard 100 erhöhen sich um durchschnittlich 2,9 Prozent.

“Bahn für alle” kritisiert steigende Ticketpreise

Das Bündnis “Bahn für alle” kritisiert die Preiserhöhung. Die Bahn erhalte staatliche Sonderzahlungen in der Pandemie und die Fahrgastzahlen seien eingebrochen. „In dieser Lage wäre es eine naheliegende Geste gewesen, auf eine Preisanhebung zu verzichten“, so Hendrik Auhagen. Besonders kritisch sehe man, dass auch die Preise für die Bahncard wieder deutlich angehoben werden. Die populäre Bahncard 50 (2. Klasse) kostet künftig 234 statt wie bisher 229 Euro. Damit werde erneut die Stammkundschaft bestraft, so Auhagen.

“Bahn für alle” verweist auf das Schweizer Pendant zur Bahncard 50, das Halbtax. Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) verkaufen es bereits für 185 Franken pro Jahr (rund 163 Euro). Obwohl die Schweiz deutlich kleiner ist als Deutschland, sind dort 2,5 Millionen Halbtax-Karten im Umlauf, während es nur 1,5 Millionen Bahncard 50 gibt. Mit dem Halbtax gibt es auch Ermässigungen im Schiffsverkehr oder auf Tickets für Skilifte. Die SBB konzentrierten sich im Gegensatz zur Deutschen Bahn, so “Bahn für alle”, auf die Stammkundschaft statt auf Schnäppchenjäger.

Das Bündnis kritisiert auch, dass die Deutsche Bahn IC-Verbindungen durch teurere ICEs ersetze. Das passiere zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet, aber auch auf der Strecke Frankfurt/Karlsruhe–Stuttgart–Ulm–München. “Nach dem Wegfall des Interregio geht es nun weiter massiv dem beliebten IC-Segment an den Kragen”, so “Bahn für alle”.

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