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Eat & Beyond: Was taugt die Food-Aktie?

Die Neuerfindung unseres Lebensmittelsystems ist in vollem Gange. Über die Investmentfirma Eat & Beyond können Anleger dabei sein.
Pflanzliches Essen ist angesagt: Aber das macht Eat Beyond nicht automatisch zu einer guten Investition. (jco/AI)
Pflanzliches Essen ist angesagt: Aber das macht Eat Beyond nicht automatisch zu einer guten Investition. (jco/AI)

Milch aus dem Labor, innovative Düngemittel und Roboter, die bei der Ernte helfen: Eine unerschrockende Generation von Forschenden und Gründern hat sich auf die Suche gemacht nach innovativen Ansätzen zur Lebensmittelproduktion. Firmen wie Beyond Meat, Oatly oder Infarm ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Viele Menschen halten nach Aktien Ausschau, mit denen sie sich am Wandel der Lebensmittelproduktion beteiligen können. Eine solche Möglichkeit bietet die Investmentgesellschaft Eat & Beyond. Das Unternehmen investiert in Lebensmittel-Startups, die überwiegend noch nicht an der Börse sind.

Eat & Beyond-Aktie: Vorne dabei bei der Lebensmittelrevolution

Denn das ist das Problem: Viele Unternehmen, die zukunftsweisende Produkte für die Ernährungsbranche entwickeln, sind für Kleinaktionäre unerreichbar. Die Möglichkeit zur Beteiligung haben nur Profi-Aktionäre, denen in privaten Finanzierungsrunden Firmenanteile angeboten werden. Auch börsengehandelte Fonds wie der Rize Sustainable Future of Food Etf können dieses Problem nicht lösen.

Eat & Beyond hingegen verspricht seinen Aktionären, ganz vorne mit dabei zu sein bei der Lebensmittelrevolution. Das Unternehmen ist unter anderem an The Very Good Food Company (“Very Good Butchers”), Nabati Foods, Banana Wave, Beyond Moo, Eat Just, Turtle Tree Labs, Singcell und Daydream beteiligt. Firmen, die Milch, Fleisch, Eier oder gar Mineralwasser auf ganz neue Weise produzieren. Doch ist es sinnvoll, Aktien von Eat & Beyond zu kaufen, um so indirekt an Food-Startups beteiligt zu sein?

Die Gründungsidee von Eat & Beyond ist simpel

Gegründet wurde Eat & Beyond von Patrick Morris. Der Unternehmer hat einen bunten Lebenslauf: Er war als Manager, Gründer und Investor in den Bereichen Öl, Blockchain und Cannabis unterwegs. Also überall, wo das große Geld lockt. Im Herbst 2019 lancierte er Eat & Beyond (damals hieß das Unternehmen noch Eat Beyond Global Holdings) in Vancouver an der Pazifikküste. Die Stadt gilt als Epizentrum der kanadischen Gründerszene und ist – nach nordamerikanischen Maßstäben – nicht weit weg von San Francisco und dem Silicon Valley. Dort wird längst mehr als nur Software entwickelt, auch die Lebenswissenschaften (Pharma, Agrar) erleben einen Boom.

Das Geschäftsmodell von Eat & Beyond war einfach: An Investoren wurden Aktien verkauft und der Erlös in Food-Startups investiert. Das Ziel: Die Beteiligungen eine Weile halten und anschließend mit einem Gewinn an das Management der Firmen zurückgeben, bei einem Börsengang versilbern oder an einen anderen Investor verkaufen.

Beteiligungen von Eat Beyond können sich sehen lassen

Morris verstand es, für Eat & Beyond viel Aufmerksamkeit zu generieren. Sein Talent fürs Marketing kam dabei in einprägsamen Konzepten wie PLATE (dt. Teller) zum Ausdruck. PLATE  steht für den Ansatz, nach dem Eat & Beyond seine Beteiligungen auswählt: Price (Produktpreis), Leadership (Unternehmensführung), Awareness (Marketingerfolge), Taste (Geschmack) und Ease (einfacher Vertrieb in Handel und Restaurants). Auf diese Weise kamen spannende Unternehmen in das Portfolio von Eat & Beyond.

Für Patrick Morris war Mitte Juli 2021 allerdings Endstation. Das Unternehmen verkündete die Neubesetzung des Chefpostens mit Michael Aucoin. Der Manager hat eine lange Karriere in der Lebensmittelbranche vorzuweisen und bringt damit das Fach- und Branchenwissen und die Kontakte mit, die dem Firmengründer fehlten. Mit dem Chefwechsel wurde auch ein Strategiewechsel verkündet.

Unternehmen vollzieht einen Strategiewechsel

“Aucoin wird Eat Beyond in eine neue Richtung lenken, mit der Vision, das Unternehmen als anerkannten Marktführer auf dem 50-Milliarden-Dollar-Markt für pflanzliche Proteine zu etablieren”, verkündete das Unternehmen. Man wolle eine Infrastruktur aufbauen, um das Wachstum der Portfoliounternehmen mit Marketing-, Verkaufs-, Beschaffungs-, Produktions- und Vertriebskapazitäten zu beschleunigen. Kurz: Aus einem Investmentfonds soll ein viel stärker operativ tätiges Unternehmen werden.

Der Ansatz ist sowohl für die Startups als auch für die Investoren von Eat & Beyond spannend. Denn er erleichtert den Startups das Wachstum und schafft damit schneller Wert. Gleichzeitig nimmt aber auch der Aufwand für Eat & Beyond zu. Das wird sich das Unternehmen einerseits bezahlen lassen, indem es bei Investitionen bessere Konditionen verlangt. Auf der anderen Seite müssen die Beteiligungen stärker im Wert steigen, damit die Rechnung aufgeht.

Beteiligungen sind signifikant im Wert gestiegen

Für den Börsen-Butler war Eat & Beyond bislang keine Investition. Zwar findet er die Unternehmen im Portfolio vielversprechend und auch das Know-how der Führungsebene (nach dem Abgang von Morris) überzeugt ihn. Der Aufsichtsrat wird von Don Robinson geführt, dem ehemaligen Chef von Mars Kanada. Doch die Finanzen gefallen ihm nicht.

Dass das Unternehmen seit der Gründung viel Geld verbrannt hat, stört den Börsen-Butler nicht besonders. Schließlich ist das typisch für diese Phase der Unternehmensentwicklung. Ihn stört viel mehr, wie das Unternehmen sein Geld ausgibt.

Wie seriös ist die Eat & Beyond-Aktie?

In den ersten neun Monaten 2021 hat Eay & Beyond einen Verlust von 2,65 Millionen kanadischen Dollar gemacht. Ein Jahr zuvor waren es laut Dokumenten, die bei der Börsenaufsicht eingereicht wurden, 189.000 Dollar. Explodiert sind die Ausgaben für Marketing und Werbung (knapp 1,3 Millionen), für Beratungshonorare (fast 820.000) und aktienbasierte Vergütungen (rund 475.000).

Um das zu finanzieren, werden ständig neue Aktien, Optionen und Warrants ausgegeben.  Die gewichtete durchschnittliche Anzahl von Stammaktien im Umlauf ist binnen Jahresfrist von rund neun auf mehr als 31 Millionen gestiegen. Kein Wunder, dass sich manche Anleger fragen, ob Eat & Beyond seriös ist. Der Börsen-Butler will Eat & Beyond die Seriösität zwar nicht absprechen, sieht die Vorgänge aber gleichwohl skeptisch.

An dieser Stelle ist es wichtig, den Verlust von 2,65 Millionen kanadischen Dollar in Relation zu setzen. Und zwar mit dem Wert des Investmentportfolios: Der betrug nach Angaben von Eat & Beyond Ende September 2021 rund 2,43 Millionen Dollar. Das bedeutet, dass das Unternehmen in neun Monaten mehr Geld verbrannt hat als die Beteiligungen wert sind. Der Börsen-Butler tut sich schwer damit, zu erkennen, wie die Rechnung dereinst aufgehen soll.

Aktie seit Höchststand deutlich gefallen

Wir haben früh darauf hingewiesen, dass Eat & Beyond sehr hoch bewertet ist. Inzwischen ist die Marktkapitalisierung des Unternehmens deutlich gefallen. Sie beträgt noch knapp acht Millionen kanadische Dollar nach fast 20 Millionen im Herbst 2021. Dazu beigetragen hat auch der allgemeine Abverkauf von Wachstumsaktien, der auch vor den börsennotierten Portfolio-Unternehmen von Eat & Beyond nicht halt gemacht hat: The Very Good Food Company ist noch 0,38 Euro-Cent je Papier Wert nach rund zwei Euro im Herbst.

Für den Börsen-Butler ist ein Investment in Eat & Beyond zum derzeitigen Zeitpunkt viel zu riskant machen. Er wird die Entwicklung des Unternehmens aber weiterhin beobachten. Vielleicht gelingt es ihm ja tatsäclich, sich zu einem Powerhouse für pflanzliche Ernährung zu entwickeln. Vorerst aber hält der Börsen-Butler an seinen anderen Positionen im Ernährungsmarkt der Zukunft fest. Abonnent:innen finden diese im Börsen-Butler-Depot.

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Briefing Börsen-Butler

Der Börsen-Butler ist ein längjähriger Beobachter des Wirtschaftsgeschehens am Börsenplatz Frankfurt. Mit seinem Langfristdepot sorgt er mit Aktien fürs Alter vor. Hier berichtet er, welche Titel er kauft oder verkauft. Dabei setzt er auf seine Börsen-Butler-Strategie, die dafür sorgt, dass er auch bei Marktturbulenzen ruhig schlafen kann.

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Der Börsen-Butler ist kein täglicher Dienst. Er berichtet anlassbezogen, also bei Käufen oder Verkäufen oder bei wichtigen Marktentwicklungen. Die Berichte dienen lediglich Informationszwecken. Sie stellen keine Handlungsempfehlungen dar und ersetzen keine professionelle Wertpapierberatung. Jede Haftung wird abgelehnt.

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