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Was genau ist das Metaverse?

Konzerne wie Meta oder Nvidia wollen eine riesige digitale Welt erschaffen. Was genau ist das Metaverse und wie wird es sich entwickeln?
Avatare treffen sich im virtuellen Raum von Decentraland. Was genau das Metaverse einmal sein wird, ist noch unklar. (Bild: Decentraland)
Avatare treffen sich im virtuellen Raum von Decentraland. Was genau das Metaverse einmal sein wird, ist noch unklar. (Bild: Decentraland)

Die Idee von einem digitalem Universum, in dem sich Menschen treffen können, ist nicht neu, sondern stammt bereits aus den 90er-Jahren. So richtig in den Fokus gerückt ist die Idee von einem Metaverse aber erst 2021, als Facebook-CEO Mark Zuckerberg die Umbenennung in Meta ankündigte. Alleine damals hat Zuckerbergs Unternehmen laut eigenen Angaben zehn Milliarden US-Dollar in den Umbau zum Metaverse-Unternehmen gesteckt. Aber was genau ist das Metaverse, was kann man dort machen? Und wie wird sich das Metaversum entwickeln? Ein Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten.

Woher kommt der Begriff Metaverse?

Der Begriff Metaverse ist keineswegs neu. Erstmals taucht der Begriff 1992 im Science-Fiction-Roman „Snow Crash“ des Schriftstellers Neal Stephenson auf. Dort können die Protagonisten als Avatare in einer dreidimensionalen Welt miteinander agieren. Das Wort Metaverse ist eine Kombination aus Meta- (in Deutsch etwa „jenseits“) und „universe“ (Universum). Der Name beschreibt somit bereits die Kernidee: Das Metaverse ist ein alternatives Universum jenseits unserer realen, analogen Welt.

Stephensons Roman wird heute als visionär gefeiert, der US-Amerikaner entwickelte in seinen Werken bereits vor 30 Jahren Konzepte wie Kryptowährungen, die heute Realität sind. Neben seiner Arbeit als Schriftsteller war Stephenson außerdem zeitweise als Berater für das Raumfahrtunternehmen Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos, sowie das Unternehmen Magic Leap tätig, das virtuelle Brillen und andere Technologien herstellt.

Was genau ist das Metaverse?

Wie das Metaverse einmal aussehen wird, lässt sich aktuell noch schwer voraussagen. Bereits existierende Plattformen erinnern stark an Videospiele wie Grand Theft Auto (GTA), die Spieleplattform Roblox oder das einst sehr populäre Second Life. Zum Beispiel Decentraland: Mit einem virtuellen Avatar können die User verschiedene Orte bereisen, Rohstoffe sammeln oder integrierte Spiele wie Internet-Poker spielen.

Die Plattform besteht aus etwa 90.000 Grundstücken, die englisch „Parcels“ genannt werden. Diese Parcels sind sogenannte NFTs (Non-Fungible Tokens, unfälschbare Werte) und können mit der internen Kryptowährung „MANA“ gekauft werden. Auf diesen Grundstücken können dann eigene Immobilien gebaut oder Shops errichtet werden. Es ist auch möglich, eigene NFTs, wie etwa Kunst oder Avatar-Klamotten, zum Verkauf anzubieten. Als Decentraland startete, konnte man ein virtuelles Grundstück für 20 Dollar kaufen. Durch den Hype um NFTs und das Metaverse sind die Kosten explodiert: Aktuell bekommt man ein Parcel für etwa 4199 MANA, was umgerechnet rund 3569 Euro entspricht.

Was sind NFTs?

NFT steht für “Non-Fungible Token“. Das Token ist eindeutig und kann nicht geteilt oder kopiert werden. NFTs bilden Objekte ab und werden, genau wie Kryptowährungen, in der Blockchain repräsentiert.

Ein NFT besteht dabei meistens aus einer URL, die auf einen digitalen Inhalt verweist, der auf einem Server gespeichert ist. Dieser Verweis wird als Prüfsumme in der Blockchain gespeichert. Für das Metaverse sind NFTs entscheidend, weil sich mit der Technologie der Besitz von virtuellem Eigentum organisieren und kommerzialisieren lässt.

Im vergangenen Jahr investierte das Immobilien-Unternehmen Republic Realm rund eine Million US-Dollar in die Plattform, um dort auf 259 Parzellen ein riesiges Einkaufszentrum zu errichten. Durch den Kauf gewannen auch die umliegenden Grundstücke an Wert, da potenziell mehr Spieler*innen diesen Bereich von Decentraland besuchen und somit die Chance steigt, in der Nachbarschaft die eigenen NFTs zu verkaufen.

Andere Plattformen, wie etwa The Sandbox, verwenden ähnliche Mechaniken. Aktuell geht es bei den verschiendenen Anbietern darum, dass User per Kryptowährungen Grundstücke und personalisierte Items für ihren Avatar kaufen können. Viele der Spielewelten wirken aktuell noch etwas leer, aber das soll sich – mit einer wachsenden Spielerzahl – ändern.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Metaverse-Plattformen, wie wir sie heute kennen, werden sich stark verändern. Während aktuell noch klassische Videospiel- und Community-Inhalte im Vordergrund stehen, werden andere Anwendungsbereiche in der Zukunft in den Markt drängen. 21 Prozent der Deutschen können sich vorstellen, dass wir bereits 2030 Urlaub im Metaverse machen werden. Welche Anbieter sich auf dem boomenden Markt halten können, wird vor allem von den Userzahlen und der Relevanz der jeweiligen Plattform abhängen.

Neue Interfaces wie Virtual Reality- oder Augmented-Reality-Brillen, Sprachsteuerung und Bewegungs-Tracking könnten in naher Zukunft Maus und Tastatur ablösen. Die Grenzen zwischen der realen und der digitalen Welt werden damit immer weiter aufgeweicht.

Das eine Metaverse existiert bislang noch nicht, obwohl die aktuellen Metaverse-Plattformen stattliche Userzahlen verzeichnen können: The Sandbox besitzt über eine Million aktive Spieler pro Monat, Decentraland kommt auf 300.000 monatliche Nutzer. Eine große Herausforderung wird darin bestehen, die unterschiedlichen Plattformen zusammenzubringen und bisherige Prozesse zu standardisieren.

„Es ist eine Art Zusammenspiel von bereits existierenden Technologien, die dann alle kombiniert das Metaverse ergeben sollen”, erklärt Dr. Stephan Streuber, Professor für Usability Engineering und Interaction Design an der Hochschule Coburg im Interview mit Journalistico. „Aber es ist eben noch relativ offen, wie das Metaverse dann genau aussehen soll. Ich stelle mir das so ein bisschen vor wie das Internet in den 90er Jahren, als die Technik und die Infrastruktur bereits existierte, aber noch völlig offen war, was sich daraus ergeben sollte.”

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