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Lebensmittelherstellung verursacht ein Drittel aller Treibhausgase

Fleisch und Milchprodukte sind laut einer Studie besonders schädlich. Auf sie entfallen 57 Prozent aller Treibhausgase in der Lebensmittelherstellung.
Die Haltung von Kühen verursacht besonders viele Treibhausgase in der Lebensmittelherstellung. (Foto: Priscilla Du Preez)
Die Haltung von Kühen verursacht besonders viele Treibhausgase in der Lebensmittelherstellung. (Foto: Priscilla Du Preez)

Die globale Lebensmittelherstellung verursacht ein Drittel aller vom Menschen gemachten Treibhausgase. Das geht aus einer Studie hervor, die im renommierten Fachmagazin “Nature” veröffentlicht wurde. Sie zeigt auch wie klimaschädlich der Verzehr von Fleisch und tierischen Lebensmitteln wie Milch ist.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben das gesamte System der Produktion von Nahrungsmitteln untersucht. Dazu zählen zum Beispiel das Roden von Wäldern, das Düngen, der Einsatz von Landmaschinen oder der Transport der Lebensmittel.

Erstmals wurden die Treibhausgase in der Lebensmittelherstellung mit einer integrierten Methode berechnet. Der Ansatz wird in der Wissenschaft gelobt. Die Untersuchung sei ein neuer Goldstandard, hieß es. Die Studie basiert auf Daten für das Jahr 2010.

Treibhausgase: Kühe sind das größte Problem

Den mit Abstand größten Teil der Treibhausgase in der Lebensmittelherstellung verursacht laut der Studie die Tierhaltung. Sie macht 57 Prozent der schädlichen Emissionen aus. Auf pflanzliche Lebensmittel entfallen 29 Prozent. Der Rest ist anderen Bereichen zuzuordnen, zum Beispiel dem Anbau von Baumwolle.

Die Haltung von Kühen für die Fleisch- und Milchproduktion ist besonders problematisch. Sie erfordert große landwirtschaftliche Flächen, für die auch Wälder gerodet werden, sowie viel Futtermittel. Überdies produzieren die Tiere bei der Verdauung das Klimagas Methan. Auf Kühe entfallen etwa zwei Drittel aller Emissionen in der Tierhaltung.

Eklatante Unterschiede zwischen tierischer und pflanzlicher Ernährung

Eklatant sind die Unterschiede zwischen pflanzlicher und tierischer Ernährung: Demnach werden für die Herstellung von einem Kilogramm Weizen 2,5 Kilogramm Treibhausgase ausgestoßen. Bei einem Kilo Rindfleisch sind es 70 Kilogramm, die 28-Fache Menge.

Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Unternehmen, die genau dieses Problem lösen wollen. Sie möchten tierische Produkte durch pflanzliche Alternativen ersetzen. Das soll den Menschen der Umstieg auf eine klimaschonendere Ernährungsweise erleichtern. Zu den bekanntesten Unternehmen in diesem Bereich gehören die Burgerhersteller Beyond Meat und Impossible Foods. Der schwedische Anbieter Oatly bietet Haferdrinks als Ersatz für herkömmliche Milch an und von Just Egg gibt es eine Ei-Alternative. Alternativ wird versucht, tierische Produkte im Labor zu züchten.

Die Menschheit wird noch mehr Lebensmittel benötigen

Die Weltbevölkerung wird bis zum Jahr 2050 von derzeit 7,9 auf mehr als zehn Milliarden Menschen wachsen. Wenn es mehr Menschen gibt, werden auch mehr Lebensmittel benötigt. Steigender Wohlstand verstärkt den Trend. Denn dann wird mehr Fleisch gegessen. Die Forscherinnen und Forscher erwarten, dass die Nahrungsmittelproduktion im Vergleich zu 2009 um 70 Prozent steigen muss.

Damit könnte die Ernährung zu einem Problem werden bei dem Versuch, den Klimawandel zu bremsen. Mit 35 Prozent aller Treibhausgase ist die Lebensmittelherstellung schon heute für mehr als doppelt so viele klimaschädliche Emissionen verantwortlich wie die Vereinigten Staaten. Auf Südamerika als großer Hersteller von Rindfleisch entfallen die meisten Treibhausgas-Emissionen in der Landwirtschaft.

“Die Emissionen liegen am oberen Ende dessen, was wir erwartet hatten, das war eine kleine Überraschung”, sagte Atul Jain, Klimawissenschaftler an der Universität von Illinois und Mitverfasser der Studie, der britischen Tageszeitung “The Guardian”. “Diese Studie zeigt den gesamten Zyklus des Lebensmittelproduktionssystems, und die politischen Entscheidungsträger sollten die Ergebnisse nutzen, um darüber nachzudenken, wie die Treibhausgasemissionen kontrolliert werden können.”

Im November treffen sich die Staaten der Welt zu ihrem nächsten Klimagipfel. In Glasgow wird beraten, wie der Klimawandel gebremst werden kann.

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