Einkaufen, Sprit und Energie werden teurer – der Ausblick für den Winter lässt auch nicht gerade hoffen. Sparen ist angesagt. Und offenbar auch die Flucht in sonnigere Gebiete, zumindest zeitlich begrenzt. Denn viele Bundesbürger planen für die kalte Jahreszeit trotz allem zu verreisen, gerne auch spontan per Last-Minute-Urlaub. Auf Teneriffa oder an der ägyptischen Küste ist vielleicht einiges teurer, dafür scheint dort immerhin die Sonne.
„Die Reiselust ist ungebrochen und Urlaub bleibt für die Menschen eine Herzensangelegenheit”, sagt Stefan Baumert, Chef von TUI Deutschland. Fast drei Viertel aller Deutschen (74 Prozent) möchten im Winterurlaub verreisen, wie eine Blitzumfrage von Yougov im Auftrag von TUI Deutschland ergab. Und auch wenn ein Drittel der mehr als 2100 Befragten sich erst kurzfristig entscheidet, wohin es gehen soll, hat Europas größter Reiseveranstalter bereits eine Liste der beliebtesten Ziele.
Senegal wird beliebtes neues Urlaubsziel
Ganz oben stehen wie in den Vorjahren die Kanaren mit Fuerteventura, Gran Canaria, Lanzarote und Teneriffa. Jeder zweite Winterurlauber bucht auf der Flugmittelstrecke dem Unternehmen zufolge eine der Inseln. Auf Rang zwei folgt Ägypten, die klassischen Badeorte am Roten Meer, inzwischen aber auch Nilkreuzfahrten. Im vergangenen Jahr lag Ägypten noch auf Platz 4. Ebenfalls unter den drei beliebtesten Zielen: die Türkei.
Auf dem neunten Platz der Liste, zwischen Mallorca und Marokko, findet sich ein Land, in das die Tourismusmanager große Hoffnung setzen, Senegal. Zwischen Sahara und den tropischen Feuchtwäldern an Afrikas Westküste gelegen, entwickelt es sich zu einem neuen Tourismusziel. TUI hat es seit dieser Wintersaison im Angebot.
Bis zu 40 Prozent Ersparnis bei Last-Minute-Urlauben
Dass eine Mehrheit der Deutschen im Winter verreisen will, heißt nicht, dass sie auch tatsächlich in Zug oder Flieger steigen werden. „Der Unterschied zwischen „Wollen” und „Machen”, nennt es Baumert. Knapp ein Drittel (30 Prozent) will sich der Umfrage zufolge je nach persönlicher Lage kurzfristig für eine Reise entscheiden. Die natürlich idealerweise wenig kostet. Ein Viertel der Befragten (27 Prozent) achtet auf besonders gute Schnäppchen, bevor gebucht wird. Und jeder und jede Fünfte suchen nach Angeboten in günstigeren Urlaubsländern. Auch deshalb lockt TUI Frühbucher. „Mit bis zu 40 Prozent Ersparnis sind Last-Minute-Urlaube auch kaum zu toppen”, sagt Hubert Kluske, Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing.
Angesichts der Inflation rechnet TUI-Deutschland-Chef Baumert, dass die Urlauber mehr Rund-um-sorglos-Pakete buchen. „Wir werden einen Run auf All-Inclusive-Angebote sehen”, sagt er. Bereits jetzt ist diese Form sehr beliebt. Sie macht mehr als die Hälfte der im Winter gebuchten Reisen aus, Tendenz steigend. Baumert hat gute Nachrichten für Urlauber: Weil viele Flug- und Hotelkontingente für den Winter 22/23 bereits im Frühjahr ausgehandelt wurden, schlagen die steigenden Energiepreise und die hohe Inflation nicht voll auf die Preise durch. Für den kommenden Sommer dürften die Preise aber steigen.
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Ein neues Geschäftsfeld tut sich offenbar als Folge der Corona-Pandemie auf. Viele Beschäftigte arbeiteten von zu Hause aus. Der ein oder die andere verlegte den Arbeitsplatz gleich ganz an die Sonne. „Wir sehen, dass es da einen Markt gibt”, sagt Baumert. Entsprechend lassen sich jetzt auch Unterkünfte bis zu drei Monate am Stück buchen, ausgestattet mit Schreibtisch, Internetverbindung und auf Wunsch Leihwagen.
TUI zeigt sich optimistisch
Egal ob Last-Minute-Urlaub oder der alternative Arbeitsplatz: Das Unternehmen hofft mit seinen Angeboten auf eine erfolgreiche Wintersaison. Der Sommer jedenfalls lief offenbar sehr gut. „Wir haben einen Reiseboom gesehen, der die guten Werte aus dem Jahr 2019 teilweise sogar übertroffen hat”, schwärmt Baumert. „Die Sommermonate waren quasi ausverkauft. Der Sommer 2022 entwickelt sich weiter in Richtung des Niveaus von 2019″ – ein Rekordjahr für die Reisebranche. Erstmals nach der Corona-Pandemie waren 2022 wieder umfangreiche Reisen auch ins entferntere Ausland möglich. Reisende buchten zwar kurzfristiger als früher, gaben aber nach Aussage von Baumert mehr Geld aus, weil sie sich für längere Reisen und hochwertigere Unterkünfte entschieden.
Das gute Deutschland-Geschäft im Sommer 2022 lässt auch für den Gesamtkonzern hoffen. Der Staat hatte TUI in der Pandemie mit 4,3 Milliarden Euro gestützt, um eine Insolvenz abzuwenden. Das Geschäft des Unternehmens war eingebrochen, weil Reisen weltweit beschränkt wurden. Zum Konzern gehören 1600 Reisebüros, fünf Fluggesellschaften mit rund 150 Flugzeugen, mehr als 400 Hotels, 16 Kreuzfahrtschiffe. Im Vorkrisenjahr 2019 setzte TUI mit mehr als 71.000 Mitarbeitern rund 19 Milliarden Euro um. 2021 waren es 4,8 Milliarden Euro. Das Geschäftsjahr endet Ende September. Gesonderte Zahlen für das Deutschland-Geschäft werden nicht veröffentlicht.
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