Der anstehende Winter könnte viele Haushalte in finanzielle Bedrängnis bringen. Davor warnen inzwischen nicht mehr nur Verbraucherschützer. Grund sind die massiven Preissteigerungen beim Gas und beim Erdöl. Das führt zu steigenden Spritpreisen, vor allem jedoch zu Mehrausgaben für eine warme Stube. Das Vergleichsportal Verivox hat die ersten Auswirkungen der Preissprünge auf dem Wärmemarkt schon einmal ausgerechnet. Die bisher von den Versorgern angekündigten Gaspreiserhöhungenliegen liegen demnach bei durchschnittlich 12,9 Prozent. Bei einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden entspricht dies einem Plus von 189 Euro. „In den kommenden Wochen erwarten wir eine große Preiswelle beim Gas”, sagt Verivox-Experte Thorsten Storck.
Beim Heizöl sieht es für alle, die ihre Tanks zu Beginn der Heizsaison noch nicht gefüllt hatten, noch härter aus. Hier errechnet das Portal jährliche Mehrkosten von 735 Euro für einen Musterhaushalt. Denn die Beschaffungskosten für beide Brennstoffe sind geradezu explodiert. Der Ölpreis hat sich im Vergleich zum Tiefstand im vergangenen Jahr verfünffacht. Der Großhandelspreis für Gas ist ebenfalls in luftige Höhen gestiegen. Die Teuerung wirkt sich auf einzelne Kunden unterschiedlich aus. Das hängt unter anderem mit den Verträgen zusammen, die ihr Versorgen mit den Gaslieferanten geschlossen hat.
Heizkosten steigen ab Januar
„Da es sich bei den derzeitigen Preisspitzen um Großhandelspreise handelt, spüren die Verbraucher:innen die derzeitigen Marktbewegungen noch nicht in gleicher Höhe auf ihren Energierechnungen”, stellt der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) fest. Das wird sich im Januar schon leicht ändern. Dann steigen die Kosten für die CO2-Abgabe von 25 auf 30 Euro pro Tonne. Diesen Schub geben die Versorgen wohl direkt an die Kunden weiter.
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So steigt die Gefahr, dass ärmere Haushalte sich das Heizen bald nicht mehr wie gewohnt leisten können. Davor warnt auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Energie dürfe nicht nur etwas für reiche sein, sagt Verbandschef Gerd Landsberg. Die Bundesregierung müsse finanzschwache Familien unterstützen. Damit steht der Gemeindebund nicht allein. Der vzbv fordert, bei einem kalten Winter Gassperren vorerst auszusetzen. Denn immer mehr ärmere Haushalte hätten Schwierigkeiten, ihre Energierechnungen pünktlich zu begleichen.
Andere europäische Länder reagieren bereits
Die Preisexplosion ist kein deutsches Phänomen. In anderen europäischen Ländern reagieren Regierung bereits mit einer Preisregulierung. Spanien hat Abgaben auf Energie gesenkt. Frankreich deckelt den Gaspreis und will bedürftigen Haushalten 100 Euro überweisen. Italien unterstützt Unternehmen und Verbraucher mit einem Milliardenbetrag. Auch die EU-Kommission hat das Problem erkannt. An diesem Mittwoch will die Kommission einen „Werkzeugkasten” vorstellen. Darin enthalten sind jene Instrumente, die nationale Regierungen im Kampf gegen zu hohe Preise einsetzen dürfen. Dazu gehören wohl Direktzahlungen an ärmere Haushalte und Steuersenkungen.
Inwieweit die künftige Bundesregierung aktiv wird, müssen die angehenden Koalitionäre erst einmal klären. Ein Instrument haben FDP und Grüne in ihren Wahlprogrammen schon genannt. Beide Parteien wollen die Einnahmen aus der CO2-Abgabe in Form eines jährlich ausbezahlten Energiegeldes an die Bürger zurückgeben. Ob das angesichts der rasanten Preisentwicklung an den Rohstoffmärkten reicht und ob das schnell genug ginge, darf bezweifelt werden. Haushalte sollten zudem prüfen, ob sie möglicherweise Anspruch auf Wohngeld haben.
Bleibt die Frage nach den Ursachen des Preisschocks. Ganz genau lässt sich das nicht klären. Nach Angaben von Fachleuten kommen dabei mehrere Faktoren zusammen. Die Nachfrage nach Gas war im Frühjahr insbesondere aus Asien sehr hoch. Schon dies trieb die Preise. Das hohe Preisniveau wiederum sorgte demnach für zurückhalten Bestellungen der Betreiber von Gasspeichern. Sie hofften auf sinkende Beschaffungskosten. So blieben die Reserven bis heute auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Das Gas muss zum hohen Marktpreis zugekauft werden. Vermutungen, Russland liefere nicht genügend Erdgas, um die Betriebnahme der Pipeline Nordstream II zu forcieren, lassen sich nicht belegen. Auf jeden Fall scheint die Abhängigkeit vom russischen Erdgas zu hoch zu sein. So fordert DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert ebenso wie der vzbv den schnellen Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland, um die Abhängigkeit von Importen zur verringern.
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