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Ein Sound für E-Busse

Sound-Designer entwickeln einen bundesweit einheitlichen Sound für E-Busse im Nahverkehr. Was einfach klingt, ist eine ziemlich knifflige Aufgabe.
Aus Sicherheitsgründen müssen E-Busse einen gewissen Geräuschpegel besitzen. (Symbolbild: Chuttersnap)
Aus Sicherheitsgründen müssen E-Busse einen gewissen Geräuschpegel besitzen. (Symbolbild: Chuttersnap)

Geräusche lassen sich oft nur schwer genau beschreiben. „Es klingt wie ein netter Nachbar”, behilft sich Sound-Designer Sebastian Waschulewski mit einem menschlichen Bild. Der Klang ist warm und tief, manchmal aber auch hell. Bald soll er allen im Land vertraut werden, wenn alle neuen Elektrobusse im Nahverkehr ihn künstlich erzeugen. Das ist der Plan des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Denn die E-Busse erzeugen von sich aus kaum Lärm, ähnlich wie eben auch bei E-Autos. „Wir haben lediglich Rollgeräusche”, sagt VDV-Vizepräsident Werner Overkamp. Da die EU aber aus Sicherheitsgründen einen gewissen Geräuschpegel vorschreibt, muss sich die Branche dafür etwas einfallen lassen. Und das ist nicht so trivial, wie es auf den ersten Blick erscheint.

Sound für E-Busse: Bitte nicht zu laut, bitte nicht zu leise

Der Bus darf nicht zu laut sein, aber auch nicht zu leise. An der Haltestelle soll ein Unterschied zwischen An- und Abfahrt hörbar werden. So sollen Sehbehinderte oder auch einfach unaufmerksame Passanten und Fahrgäste die Ankunft eines Busses sicher bemerken. Im Bus selbst hört man es nicht. Und bei mehr als Tempo 30 schaltet sich der künstliche Sound ab, weil Busse dann auch ohne laut genug unterwegs sind. „Es ist ein neuer Bereich im Audio-Design”, erläutert Waschulewski, dessen FOAM Institut bereits einige Sounds für die Elektromobilität entwickelt hat. Vor allzu spektakulären Geräuschen warnt der Forscher. Denn bei vielen Wiederholungen nerven sie schnell.

Den Sound für E-Busse kann man vorab anhören

Nun steht das Konzept für den Busverkehr, das in den beiden kommenden Monaten verfeinert wird. Im Juli soll dann auf einer Elektrobuskonferenz in Berlin der erste Bus mit dem neuen Sound vorgestellt werden. Hören kann man ihn schon auf der Webseite des VDV. Wie knifflig die Lösung ist, zeigt der Aufwand für die Entwicklung. Der VDV hat Studierende der einschlägigen Fachbereiche an Universitäten zu einem Wettbewerb eingeladen. Zunächst mussten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Workshops mit den Anforderungen vertraut werden. Gleichzeitig ermittelte der Verband in Treffen anderen Interessengruppen die Bedürfnisse der Öffentlichkeit. Gefragt wurden Fahrgast- Verkehrs- und Sehbehindertenverbände, ebenso der Verkehrssicherheitsrat sowie Ministerien in Bund und Ländern.

Die nun von eine Jury ausgewählte Siegeridee stammt vom Berliner Studenten Lukas Esser. Sie könnte ihm noch einen Geldsegen bescheren, wenn sein Sound in allen Nahverkehrsbussen eingesetzt wird. Sein Konzept klingt ein wenig wie eine leise einfahrende S-Bahn, unaufdringlich, aber vernehmbar. Tiefe Töne erzeugen einerseits einen warmen Klang, andererseits signalisieren sie, dass sich etwas Großes nähert. Die hohen Frequenzen werden wiederum benötigt, weil sie die Ortung des Fahrzeugs und seine Fahrtrichtung leichter erkennbar machen. „Es sind nur die Frequenzbereiche, die nötig sind”, erklärt VDV-Technikchef Martin Schmitz.

Bald ist der Sound überall

In den Ausschreibungen für E-Busse sollen die Verkehrsunternehmen das einheitliche Fahrgeräusch zur Pflicht machen. Da ihre Flotten nach und nach auf saubere Antriebe umgestellt werden, wird über kurz oder lang wohl jeder den Bus-Sound kennenlernen. Derzeit haben die Nahverkehrsunternehmen 35.000 Linienbusse im Einsatz. Davon sind erst 1.500 vollelektrisch angetrieben. Bis Ende 2025 sollen es schon 5.000 sein.

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