Die Deutsche Bahn will schneller klimaneutral werden als bisher geplant: Statt 2050 soll dieses Ziel 2040 erreicht werden, also in 19 Jahren. Das teilte der Schienenkonzern am Mittwoch mit. „Nachhaltigkeit ist unser Markenkern, deshalb setzen wir uns beim Klimaschutz noch deutlich ehrgeizigere Ziele”, sagte Bahn-Chef Richard Lutz.
Mit ihrem Zieldatum liegt die Deutsche Bahn über den Plänen der EU-Kommission, die anstrebt, dass bis 2050 die gesamte Europäische Union klimaneutral wirtschaftet. Sie liegt allerdings auch hinter den Plänen der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB). Diese wollen bereits 2030 klimaneutral unterwegs sein. Ihre Pläne für den Klimaschutz sehen vor, dass die Treibhausgase bis 2030 halbiert und bis 2040 um 90 Prozent gesenkt werden. Die Restemissionen sollen ab 2030 kompensiert werden.
Jüngere Flotten sollen zum Klimaschutz beitragen
In den vergangenen 30 Jahren hat die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben ihre CO2-Emissionen um rund 70 Prozent gesenkt. Nun sollen bis 2025 Werke, Bürogebäude und Bahnhöfe vollständig mit Ökostrom versorgt werden. In der Wärmeversorgung sollen fossile Energieträger wie Heizöl und Erdgas schrittweise abgelöst werden. Eine höhere Energieeffizienz soll den Verbrauch senken. Dem Klimaschutz soll zudem mit jüngeren Zugflotten im Fern-, Regional- und Güterverkehr sowie mit Investitionen in den Betrieb Rechnung getragen werden.
Spannend wird werden, inwiefern die Bahn mit neuen Technologien Fortschritte beim Klimaschutz erzielen kann. Das Unternehmen erprobt seit längerem alternative Antriebe und Kraftstoffe. In Norddeutschland sind auf nicht-elektrifizierten Strecken erste Wasserstoffzüge unterwegs und haben für viel Aufmerksamkeit gesorgt.
Neben dem Einsatz von Wasserstoffzügen sei seien, so die Bahn, die Umstellung der Busflotte von DB Regio auf klimafreundlichere Kraftstoffe, der Bau neuer Infrastrukturen für Akku-Züge und der Einsatz synthetischer Kraftstoffe auf Straße und Schiene geplant. Positiv auf die Klimabilanz des DB-Konzerns werde sich auch die Digitalisierung der Schiene sowie die technische Umrüstungen, etwa in der Instandhaltung, auswirken.
Der Klimawandel trifft die Deutsche Bahn “in besonderer Weise”
Die Deutsche Bahn wird selbst vom Klimawandel erheblich getroffen. Zum Beispiel muss sie ihre Flotten und Schieneninfrastruktur so umrüsten, dass sie auch an Hitzetagen volle Leistung zeigen können. Das hat in den Hitzesommern der vergangenen Jahre nicht gut geklappt. Auch vermehrte Böschungsbrände und Hitze-Belastungen für das Personal treffen das Unternehmen. Hinzu kommen vermehrte Extremwetterereignisse wie Starkregen und Stürme. Das Unternehmen hat folglich auch ein großes Eigeninteresse an mehr Klimaschutz
Die Klimarisiken träfen die Bahn “in besonderer Weise”, so der Direktor des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), Ottmar Edenhofer. Nach Einschätzung der PIK-Expert:innen werden Hitzetage mit Schwerpunkten in den Regionen Mainz, Karlsruhe sowie Teilen Nordost-Deutschlands zunehmen. Gleichzeitig sinke die Anzahl der Eistage vor allem in den westlichen Regionen deutlich. Südliche Bundesländer sowie die Region Hagen werden demnach künftig am stärksten von Starkregen betroffen sein.
Trotz ihres Engagements für mehr Klimaschutz bleibt aber ein schwarzer Fleck auf der Weste der Deutschen Bahn: Das Kohlekraftwerk Datteln 4, das erst im vergangenen Sommer in Betrieb genommen wurde und von dem sich der Staatskonzern 2007 – als Klimaschutz durchaus schon ein Thema war – mehr als 400 der 1100 Megawatt gesichert hat. Zwar hat die Bahn versucht, aus dem Vertrag auszusteigen, allerdings ohne Erfolg. Nun liefert Datteln etwa ein Viertel des gesamtdeutschen Bahnstroms. “Ohne den Kohlestrom aus Datteln hätte die Bahn bereits 2030 nur mit Ökostrom fahren können”, sagte Philipp Kosok vom ökologischen Verkehrsclub Deutschland der “Zeit”.
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