Das Mittsommerfest in Stockholm, die Diamantenhändler von Amsterdam, die Bäder in Budapest oder der Petersdom, das Kolosseum und ein Gelato in Rom: Europäische Städte haben Reisenden viel zu bieten. Wer über den alten Kontinent reist, kann ein Kaleidoskop unterschiedlichster Lebensweisen und Geschichten erkunden. Von der Bouillabaisse, den Seifenherstellern und Kulturen des Mittelmeerraums in Marseille bis zu polnischer Tradition, Pierogi und dem Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig. All diese Städte sind mit der Bahn erreichbar. Warum also nicht mal einen Städtetrip mit dem Zug unternehmen?
Der Verkehrsclub Deutschland hat in seinem Bahntest 2021 sechs Destinationen für eine europäische Zugreise unter die Lupe genommen. Wie lange dauert es, um von deutschen Städten zu seinem Reiseziel zu kommen? Was kostet die Fahrt? Und wie kommt man an die günstigsten Tickets? Das waren einige der Fragen, die der Bahntest beantworten sollte. “Dabei gab es einige Dinge, die uns positiv überrascht haben”, sagt der VCD-Sprecher für die Bahn, Sebastian Kettner. Zum Beispiel, wie günstig manche Tickets für einen Städtetrip mit dem Zug waren. Oder wie schnell man von Frankfurt nach Marseille kommt.
Das Marktforschungsinstitut Quotas hat für den VCD für sechs europäische Strecken herausgefunden, welches die günstigsten und bequemsten Verbindungen sind. Geprüft wurden Reisen mit der Bahn von Hamburg nach Stockholm, von Frankfurt nach Marseille, von München nach Rom respektive Budapest und von Berlin nach Danzig respektive Amsterdam. Auch zwei Nachtzugverbindungen waren dabei. Wir geben einen Überblick über die Ergebnisse des VCD zu Städtetrips mit dem Zug.
Städtereisen mit dem Zug
- Für ein verlängertes Wochenende von Berlin nach Amsterdam
- Lange Fahrt: Städtetrip mit dem Zug von Hamburg nach Stockholm
- Im Nachtzug von München nach Rom
- Mit Hochgeschwindigkeit von Frankfurt nach Marseille
- Von München nach Budapest: günstiger Städtetrip mit dem Zug
- Städtetrip im Zug: Unkompliziert von Berlin nach Danzig
Für ein verlängertes Wochenende von Berlin nach Amsterdam
Amsterdam, das ist die Stadt der Grachten, Fahrräder, Edelsteinhändler und der niederländischen Meister von Rembrandt bis Vermeer. Mancher Tourist besucht die Stadt auch für den Fußball oder einen Besuch in einem Coffeeshop. Letzteres dürfte allerdings an Anziehungskraft verlieren, wenn die Bundesregierung Cannabis in Deutschland liberalisiert.
Von Deutschland aus ist Amsterdam nur einen Katzensprung entfernt und damit das perfekte Reiseziel für einen Städtetrip mit dem Zug: Von Frankfurt aus gibt es eine Direktverbindung mit dem ICE in nur 4.29 Stunden.
Der VCD hat sich die Verbindung von Berlin nach Amsterdam angeschaut. Die Fahrt führt westwärts über Hannover und Osnabrück in die niederländische Großstadt. Unterwegs ist man mit Intercity-Wagen der Deutschen Bahn. Die Fahrt dauert etwa 6 Stunden 30 Minuten. Pro Tag gibt es fünf bis sechs Direktverbindungen.
Für Alleinreisende gibt es die günstigsten Tickets laut VCD für 38 bis 80 Euro. Familien kalkulieren mit 76 bis 160 Euro für den Städtetrip mit dem Zug. Nicht enthalten im Preis ist die Platzreservierung. Die Tickets sind auf allen Buchungsportalen etwa gleich teuer.
Wer seine Tickets bereits acht Wochen vor Abfahrt bucht, kann viel Geld sparen. Mit Preisen von 38 Euro für Singles und 76 Euro für Familien sind sie laut VCD bis zu 53 Prozent günstiger als bei kurzfristigen Buchungen. Am teuersten sind die Tickets Sonntags.
Ab April 2022 will das niederländische Unternehmen European Sleeper eine Nachtzugverbindung von Amsterdam nach Berlin anbieten. Der Zug fährt von Brüssel über Amsterdam und Berlin nach Prag – und zurück. Die Preise sind noch nicht bekannt.
Lange Fahrt: Städtetrip mit dem Zug von Hamburg nach Stockholm
Auf den Spuren der Wikinger um den Mälarsee radeln, das Abba-Museum besuchen oder das Mittsommerfest erleben: Stockholm hat Touristinnen und Touristen viel zu bieten. Nicht zu vergessen natürlich auch das Museum der legendären Pop-Band Abba. Wer den Städtetrip mit dem Zug machen will, muss etwas Zeit mitbringen und sollte die Reise rechtzeitig planen. Denn mit mehr als 1100 Kilometern ist die Strecke von Hamburg nach Stockholm einerseits lang, andererseits bei Reisenden auch beliebt.
Die Fahrt führt von Hamburg über das dänische Festland nach Kopenhagen, es folgt mit Malmö die erste schwedische Großstadt bevor man Kurs auf Stockholm nimmt. Seit der Zug nicht mehr auf der Vogelfluglinie den Fehmarnbelt überquert, ist die Reise rund 160 Kilometer länger geworden.
Unterwegs ist man mit Intercity-Wagen der dänischen Staatsbahnen sowie dem Hochgeschwindigkeitszug X2000 der schwedischen Staatsbahn. Die schnellste Verbindung dauert 11 Stunden 41 Minuten. Pro Tag gab es im Herbst 2021 ein bis zwei akzeptable Verbindungen mit mindestens einem Umstieg. In Zeiten ohne Schienenersatzverkehr sollten es zwei bis vier Verbindungen sein.
Für Alleinreisende kosten die günstigsten Tickets laut VCD zwischen 57 und 120 Euro. Familien müssen mit 114 bis 280 Euro für den Städtetrip mit dem Zug kalkulieren. Die Platzreservierung ist inklusive. Ob die Tickets bei der Deutschen Bahn oder auf dem Portal Thetrainline.com billiger zu haben sind, sollte man fallweise vergleichen. Es gibt keine eindeutige Tendenz.
Da die Strecke von Hamburg nach Stockholm recht beliebt ist, sollte man idealerweise schon acht Wochen vor Abfahrt buchen, rät der Verkehrsclub Deutschland. Dann bekomme man auch die Wochenendtickets noch zu einem günstigen Preis. Wer zu spät komme, müsse für eine Fahrt am Samstag mehr als das Doppelte bezahlen im Vergleich zu einem Wochentag.
Im Nachtzug von München nach Rom
Italien ist und bleibt ein Sehnsuchtsort. Spürbar wird der südliche Lifestyle schon in München. Doch wer das Original will, fährt nach Mailand, Florenz oder Rom. Dort bestaunt man dann mit einem Gelato in der Hand das Kolosseum in Rom oder düst auf einer Vespa durch die Weinberge. Abends genießt man das Dolce Vita bei einem guten Essen.
Tagsüber gibt es von München nach Rom vier bis fünf Verbindungen im Zwei-Stunden-Takt mit einem Umstieg. Unterwegs ist man in Eurocity-Wagen der Österreichischen Bundesbahnen und den beeindruckenden italienischen Hochgeschwindigkeitszügen Frecciarossa und Frecciaargento. Die Fahrtzeit liegt bei rund neun bis zehn Stunden.
Wer alleine reist, muss für ein Ticket mit Ausgaben von 73 bis 102 Euro rechnen. Familien bezahlen 228 bis 387 Euro für den Städtetrip mit dem Zug. Für sie lohnt es sich, früh zu buchen. Dann können sie bis zu 38 Prozent sparen. Alleinreisende können hingegen oft auch kurzfristig noch günstige Tickets bekommen.
Am günstigsten sind Fahrkarten auf der Website des italienischen Eisenbahnunternehmens Trenitalia. Allerdings gibt es einen Haken: Die Tickets können nur an speziellen Automaten in Italien ausgedruckt werden. Daher rät der VCD nur für die Rückfahrt bei Trenitalia zu buchen, nicht aber für die Hinfahrt.
Wer besonders komfortabel reisen will, nimmt den Nachtzug von München nach Rom. Dann steigt er abends in München in den Zug ein und kommt ohne umzusteigen 13 Stunden später in Rom an. Unterwegs ist man im Nightjet der Österreichischen Bundesbahnen. Wer früh bucht, bekommt als Alleinreisender einen Sitzplatz für 30 Euro, ein Bett gibt es ab 100 Euro. Für Familien beginnen die Preise bei 126 Euro respektive 296 Euro im Liegewagen. Am günstigsten sind die Tickets bei Thetrainline.com.
Deutschland bietet nicht nur ab München interessante Zugverbindungen nach Italien. Von Frankfurt gibt es eine Direktverbindung in knapp acht Stunden nach Mailand. Mit dem Zug fährt man in der Schweiz durch den längsten Eisenbahntunnel der Welt respektive auf der Route durch das Wallis durch spektakuläre Alpentäler.
Mit Hochgeschwindigkeit von Frankfurt nach Marseille
Warme Temperaturen bis spät in den Herbst hinein, das Leben einer echten Hafenstadt und die Kultur des Mittelmeerraums, das bietet Marseille. Die Stadt hat sich in den vergangenen Jahren herausgeputzt. Hochmoderne Museen, spektakuläre Aussichtspunkte und originelle Stadtviertel empfangen die Reisenden. Auf den Märkten der Stadt gibt es Fisch und Meerestiere und allerlei andere Köstlichkeiten. Und wenn man erstmal im Süden ist, lohnen sich Abstecher entlang der Küste und in die Provence – oder gar eine Überfahrt mit der Fähre nach Korsika?
Von Frankfurt aus geht es mit dem französischen TGV direkt nach Marseille. Leider wird der Zug auf deutscher Seite zum Bummelzug. Das Netz gibt keine Höchstgeschwindigkeiten her. Doch ab Straßburg ist der TGV mit bis zu 320 Kilometern pro Stunde unterwegs. Die tägliche Direktverbindung dauert knapp acht Stunden. Daneben gibt es sieben bis acht Verbindungen täglich mit bis zu drei Umstiegen und Reisezeiten bis neun Stunden.
Für Alleinreisende kosten die Tickets laut VCD zwischen 40 und 110 Euro. Familien müssen mit 111 bis 385 Euro für den Städtetrip mit dem Zug rechnen. Platzreservierungen sind inklusive. Die Buchung ist auf dem Portal Thetrainline.com am günstigsten, da es die Sparpreise verschiedener Bahnunternehmen berücksichtigt. Wer acht Wochen im Voraus bucht, kann mehr als 40 Prozent sparen. Am günstigsten sind Fahrten an Wochentagen. Auf Bahn.de sind nicht alle Verbindungen buchbar.
Von München nach Budapest: günstiger Städtetrip mit dem Zug
Opulente Kaffeehäuser und spektakuläre Thermalbäder – das ist Budapest. Doch auch für die kulturellen und geschichtlichen Highlights der ungarischen Hauptstadt und das quirlige Nachtleben lohnt sich eine Reise in den Osten.
Wer den Städtetrip mit dem Zug angehen will, hat die Wahl zwischen fünf täglichen Direktverbindungen und mehreren Verbindungen mit ein bis zwei Umstiegen. Der Railjet Xpress der Österreichischen Bundesbahnen bringt Reisende aus München in etwa sieben Stunden über Salzburg und Wien nach Budapest. Wer Zeit hat, steigt in jeder dieser ausgesprochen sehenswerten Städte aus.
Die Reise nach Budapest ist günstig. Alleinreisende bezahlen zwischen 32 und 38 Euro und zwar unabhängig davon, wann sie buchen. Familien können mit einer frühen Buchung gut 50 Prozent sparen. Sie bezahlen zwischen 76 und 160 Euro. Die Platzreservierung ist jeweils nicht im Fahpreis enthalten. Gebucht wird am besten bei Thetrainline.com. Alleinreisende bezahlen bei der ungarischen Staatsbahn MAV am wenigsten.
Auch auf der Strecke von München nach Budapest gibt es die Möglichkeit, den Nachtzug zu nehmen. Er erreicht sein Ziel in etwa zehn Stunden. Sitzplätze für Alleinreisende gibt es bei früher Buchung ab 30 Euro, einen Liegewagenplatz ab 50 Euro. Familien reisen ab 166 Euro im Liegewagen. Sie sollten bei der Deutschen Bahn buchen oder bei Thetrainline.com. Dort sind die Tickets günstiger als beim ungarischen Unternehmen MAV. Bei Alleinreisenden gibt es keine Preisunterschiede. Langfristige Buchungen sind nicht möglich. Der VCD empfiehlt, circa sechs Wochen vor der Reise zu buchen.
Städtetrip im Zug: Unkompliziert von Berlin nach Danzig
Bekanntschaft mit Danzig haben viele Menschen durch den Blechtrommler von Günter Grass gemacht. Die Stadt an der polnischen Ostseeküste bietet Reisenden viele Möglichkeiten, vor allem aber bewegt man sich auf den Spuren der Geschichte: vom Zweiten Weltkrieg über den Sozialismus bis zum Fall des Eisernen Vorhangs. Ein Highlight ist die restaurierte Altstadt und auch polnische Köstlichkeiten wie Pierogi sollte man sich nicht entgehen lassen.
Von Berlin aus gibt es eine tägliche Direktverbindung mit dem Zug nach Danzig und etwa vier bis sechs Verbindungen mit Umstiegen. Am schnellsten ist es, die Direktverbindung zu nehmen. Dann ist man mit dem Zug schon in sechs Stunden in Danzig.
Wer nicht am Wochenende fahren will, bekommt auch kurzfristig noch günstige Tickets. Für die Wochenenden empfiehlt sich eine frühzeitige Buchung. Alleinreisende bezahlen zwischen 28 und 60 Euro. Familien kalkulieren mit 56 bis 136 Euro. Die Platzreservierung gehört dazu. Der VCD empfiehlt die Buchung bei der Deutschen Bahn.
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