Wer gerne ins Kino geht, ist dem Konzept des Buy on Margin (Buying on Margin) möglicherweise schon einmal begegnet. Und zwar in dem starbesetzten Finanzthriller “Margin Call” mit den Schauspielern Kevin Spacey, Jeremy Irons, Demi Moore, Stanley Tucci und Zachary Quinto. Der Film spielt zu Beginn der Finanzkrise 2007/2008. Er zeigt den verzweifelten Versuch von Investmentbankern, Schrottpapiere loszuwerden, um die Pleite ihrer Bank abzuwenden.
Zugegebenermaßen bleiben von dem Film vermutlich andere Dinge hängen als ein tieferes Verständnis davon, wie Buying on Margin funktioniert. Aber erstens gibt es dafür ja diesen Text und zweitens ist es gar nicht so kompliziert.
Was ist ein Buy on Margin?
Kurz gesagt: Bei einem Buy on Margin wird ein Teil der Aktien oder Wertpapiere auf Kredit gekauft. Das ist alles. Wenn Sie nicht mehr dazu wissen wollen, können Sie jetzt aufhören zu lesen. Wenn nicht, hätte ich noch ein paar wissenswerte Details für Sie.
Für das Buying on Margin stellt der Broker (der Anbieter Ihres Aktiendepots) einen Kredit zur Verfügung. Sie können diesen Kredit für den Kauf von Aktien nutzen oder auch nicht. Wenn Sie das Geld nutzen, gelten die Aktien, die sie besitzen, automatisch als Sicherheiten für ihren Broker. Je mehr ihr Aktiendepot wert ist, desto größer wird deshalb üblicherweise die Kreditlinie, die ihnen ihr Broker zur Verfügung stellt.
Was ist der Vorteil von Buying on Margin?
Da Ihnen ein Kredit für ihre Aktiengeschäfte zur Verfügung steht, bedeutet das, dass Sie mit Buy on Margin ihre Finanzkraft erhöhen können. Sie müssen zum Beispiel nur 50 eigene Euro einsetzen, um eine Aktie für 100 Euro zu kaufen. Wenn diese Aktie nun fünf Euro Dividende im Jahr ausschüttet und 20 Prozent steigt, haben sie mit ihren 50 Euro Einsatz einen Gewinn von 25 Euro erzielt. Das ist eine sehr stattliche Rendite. Und auch wenn Sie von diesem Ertrag natürlich noch die Kreditkosten und Ordergebühren abziehen müssen, verdeutlicht das Beispiel, worin der Reiz des Buy on Margin liegt.
Was sind die Risiken von Buying on Margin?
Das Buying on Margin kann nicht nur die Gewinne erhöhen, es kann auch die Verluste explodieren lassen. Wenn die für 100 Euro gekaufte Aktie auf 50 Euro fällt, will der Broker natürlich trotzdem seine 50 Euro zurückhaben. Da der Verkauf aber nur 50 Euro bringt, sind Sie ihre Anfangsinvestition komplett los. Hätten Sie die 100 Euro für die Aktie hingegen selbst bezahlt, hätten Sie nur 50 Prozent verloren – und nicht die ganze Investition.
Letztlich bedeutet ein Kredit eben Schulden. Und diese Schulden müssen beglichen werden, auch wenn die Aktiengeschäfte schlecht laufen.
Buying on Margin: Der Broker kann ihre Aktien verkaufen
Die Ihre Aktien bei einem Buy on Margin als Sicherheiten gelten, heißt das, dass der Broker über die Papiere verfügen kann. Und zwar für den Fall, dass ihre Aktiengeschäfte schiefgehen. Dann kann er zur Not ihre Aktien verkaufen, um sich sein Geld zurückzuholen. Dafür werden Sie dann nicht mehr um ihre Zustimmung gebeten.
Was kann im Extremfall bei Buying on Margin passieren?
Wenn ihr Aktiendepot an Wert verliert, wird der Broker nervös. Schließlich dient es ihm als Sicherheit. Je weniger ihr Depot wert ist, desto größer wird der Kredit im Verhältnis dazu. Irgendwann wird das dem Broker zu heiß. Entweder fordert er Sie auf, mehr Geld einzuzahlen, um das Depot wieder in Balance zu bringen. Oder er verkauft ihre Aktien, solange er noch an sein Geld kommen kann.
Im dümmsten Fall verlieren Sie mit Buying on Margin ihre Aktien zum ungünstigsten Zeitpunkt. Zum Beispiel während eines Marktcrashs. Das Worst-Case-Szenario: Ihr Depot verliert massiv an Wert und Sie sind nicht in der Lage, Geld nachzuschießen. Der Broker zieht die Reißleine und verkauft ihre Papiere mitten in einem massiven Kurssturz. Damit sind ihre Verluste realisiert. Anlegerinnen und Anleger, die nicht auf Kredit gekauft haben, können ihre Aktien hingegen halten und auf eine Erholung der Kurse warten.
Für wen ist ein Buy on Margin geeignet?
Generell sollten Menschen, die keine Börsenprofis sind, die Finger von Buying on Margin lassen. Das Risiko, damit viel Geld zu verlieren, ist zu groß.
Es gehört zu den wichtigsten Fähigkeiten an der Börse, seine Emotionen unter Kontrolle zu haben. Das fällt vielen Menschen ohnehin schwer. Deshalb gibt es keinen Grund, durch einen Buy on Margin das Risiko noch zu erhöhen. Sinnvoller ist es, langsam und geduldig ein Aktiendepot aufzubauen.
Wenn man als Kinozuschauer von “Margin Call” eine Botschaft gelernt haben sollte, dann, wie viel Stress und Schaden Buying on Margin anrichten kann.
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