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Volkszählung 2022 startet am 15. Mai

Nach zehn Jahren Pause gibt es in Deutschland einen neuen Zensus. Millionen Bürger werden für die Volkszählung befragt.
Im Mai startet die deutschlandweite Volkszählung. (Foto: Crissy Jarvis)
Im Mai startet die deutschlandweite Volkszählung. (Foto: Crissy Jarvis)
In Deutschland leben 83 Millionen Menschen, in der Hauptstadt Berlin allein 3,5 Millionen. Doch ob diese Zahlen tatsächlich stimmen, weiß derzeit niemand genau. Denn nur alle zehn Jahre wird die Bevölkerungsstatistik per Volkszählung aktualisiert. Dieser Zensus sollte eigentlich im vergangenen Jahr durchgeführt werden. Doch die Pandemie hat es verhindert. So startet die Volkszählung ein Jahr verspätet zum Stichtag am 15. Mai 2022. „Der Zensus ermittelt präzise Bevölkerungszahlen”, erläutert Stefan Dittrich vom Statistischen Bundesamt, der das Vorhaben leitet. Ermittelt wird zudem die Struktur der Bevölkerung, die Wohn- und Erwerbssituation der Einwohner. 
Die Untersuchung ist in mehrere Blöcke gegliedert. So werten die Ämter die in den verschiedenen Registern enthaltenden Daten über die Bevölkerung aus. Das sind etwa die Daten der Meldestellen oder Finanzämter, aber auch der Ver- und Entsorger. Doch diese Informationen allein reichen für ein realistisches Bild nicht aus. So haben sich die Bewohner zum Beispiel am neuen Wohnort nicht angemeldet oder andersherum gleich mehrere Hauptwohnsitze. Die Daten müssen daher um diese Fehlerquelle bereinigt werden. 

Befragungen als statistische Grundlage

Für eine verlässliche Datenbasis werden ab dem Stichtag insgesamt rund 30 Millionen Menschen befragt. Es werden 10,2 Millionen Haushalte ausgewählt und angeschrieben. So müssen Auskunft über ihre Wohnverhältnisse geben. Ein Teil der Stichprobe wird zudem nach Bildung- und Erwerbsleben befragt. Überwiegend online soll die Befragung stattfinden. Zudem werden 300.000 Bewohner von Wohnheimen angeschrieben. Auch die Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen sollen Auskunft geben. Allerdings übermitteln hier die Heimleitungen die notwendigen Informationen. Die größte Gruppe der Befragten stellen die Eigentümer von Wohnungen oder Häusern. 23 Millionen Eigentümer geben Auskunft über den bestand von 19 Millionen Wohngebäuden mit 41 Millionen Wohnungen.
Rund 100.000 freiwillige Helfer kümmern sich um die Interviews. Nur in Ausnahmefällen tauchen sie auch an der Haustür auf. Die Fragen sollen überwiegend online beantwortet werden. Zur Antwort sind die Bürgerinnen und Bürger verpflichtet. Wer sich weigert, muss mit einer noch nicht festgelegten Ordnungsstrafe rechnen. Im Gespräch ist ein Betrag von 200 oder 300 Euro. Allerdings rechnet Michael Fürnrohr vom Bayrischen Landesamt für Statistik nur mit einem kleinen Anteil an Verweigerern. Bei der letzten Volkszählung habe er im Promillebereich gelegen, sagt der Projektleiter Zensus.

Volkszählung 2022 könnte für Ärger sorgen

2011 hatte die Volkszählung viel Wirbel verursacht. Denn für einige Städte und Gemeinden kam dabei eine große Abweichung zu der angenommenen Zahl der Einwohner heraus. Einen ähnlichen Ärger erwarten die Volkszähler diesmal nicht, da der Abstand zum letzten Zensus weitaus kürzer ist als beim letzten Mal. Da lagen die letzten Erhebung schon 24 Jahre zurück. 
Dass die Bevölkerungsstatistik hier und dort für lange Gesichter sorgen kann, hat handfeste Gründe. Denn an den Zahlen hängen viele wichtige Entscheidungen. So orientiert sich zum Beispiel der Länderfinanzausgleich an der Einwohnerzahl. Hat eine Stadt wie Berlin plötzlich viel weniger Bewohner als vermutet, gibt es weniger Geld aus dem Topf. Bei kleinen Gemeinden macht sich eine höhere oder geringere Einwohnerzahl schnell bei den Steuereinnahmen bemerkbar. Und auch die Bürgermeister sehen den Ergebnissen wohl mitunter mit gemischten Gefühlen entgegen, hängt doch ihr Gehalt mit von der Einwohnerzahl ab. 
Für die Politik in Bund, Ländern und Gemeinden sind die Ergebnisse in vielerlei Hinsicht wichtig. Sie bilden die Grundlage für Planungen, etwa der Infrastruktur. Bis sie genau wissen, wie viele Menschen in jeder Gemeinde leben, wird allerdings noch einige Zeit vergehen. „Es ist unser erklärtes Ziel, dass wir im November 2023 die Ergebnisse veröffentlichen”, sagt Dittrich.
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