Bahnkunden müssen sich im Winter auf höhere Ausgaben für Bahntickets einstellen. „Wir werden die Preise erhöhen müssen”, kündigte der für den Personenverkehr zuständige Vorstand Michael Peterson am Rande einer Zugpräsentation an. Der Konzern erwartet im kommenden Jahr zwei Milliarden Euro Mehrausgaben für Energie. Einen konkreten Beschluss wird der Aufsichtsrat des Konzerns Ende des Monats fassen. Zuvor wurde schon bekannt, dass die Preise im Nahverkehr der Länder am Jahresende um vier Prozent angehoben werden.
ICE L: Der barrierefreie Zug
Doch es gibt auch gute Nachrichten von der Schiene. Ein Ärgernis wird bald beseitigt. Wenn der schwere Koffer, der Kinderwagen oder ein Rollstuhl mit in einen ICE müssen, ist heute noch Muskelarbeit angesagt. Die Stücke müssen über die Stufen am Einstieg in die Waggons gehievt werden. Damit ist es zumindest auf einigen Strecken bald vorbei. Dafür sorgen die Ingenieure des spanischen Bahnproduzenten Talgo. Sie haben eigens für die Deutsche Bahn den ICE L entwickelt. Das „L” steht für Low Floor, Niederflur. Bei diesem Fahrzeug ist der Ausstieg ebenerdig. Die Passagiere schieben ihre Koffer einfach in den Waggon hinein. „Es gibt keine Stufen oder Rampen”, sagt Talgo-Chef Gonzalo Urquijo , „alles ist barrierefrei zugänglich und befindet sich auf gleicher Höhe mit dem Bahnsteig”. Talgo zufolge ist diese Ausstattung bisher einzigartig.
Der ICE L wird ab 2024 ausgeliefert
23 Züge hat die Bahn zunächst bestellt. Sie werden ab 2024 ausgeliefert. Insgesamt hat sich die Bahn vertraglich die Lieferung von 100 Zügen gesichert. Die ersten Exemplare werden Touristen das Reisen erleichtern. Sie werden zunächst auf der Strecke zwischen Berlin und Amsterdam eingesetzt, danach folgen die Verbindungen nach Sylt und ins bayerische Oberstdorf. „Und mit dem neuen Innendesign im ICE gibt es erstmals Wohnzimmeratmosphäre auf der Schiene”, versichert Bahn-Vorstand Michael Peterson.
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Ebenerdig soll auch die nächste Generation an Hochgeschwindigkeitszügen konstruiert werden. Das sehen laut Peterson die Ausschreibungsbedingungen vor. Daran müssen die Ingenieure aber noch eine Weile arbeiten. Denn noch sind die Radkästen der schnellen ICE so hoch, dass ein Einstieg auf Höhe der Bahnsteigkante gar nicht möglich ist. Zeit haben die Experten noch. Diese Züge kommen erst im nächsten Jahrzehnt zum Einsatz.
Neuer Zug, alte Probleme
An der Entwicklung des ICE L haben viele mitgewirkt, auch einige Hundert Bahnfahrer oder der Behindertenrat. So kann der Zug mit einigen Verbesserungen aufwarten. Das Licht ist nicht mehr so fahl, sondern wärmer. Das bewirkt eine gemütlichere Atmosphäre. Die Sitze sind mit Wollstoff bezogen und können in eine bequemere Lage verschoben werden, ohne das damit Passagiere in der nachfolgenden Sitzreihe eingeengt werden. In der ersten Klasse gibt es zwischen den Sitzreihen eine Trennwand. So lässt sich der Film der Fahrgäste in der Reihe davor nicht mehr mit ansehen. Auch Telefonate dringen nicht mehr zu anderen durch. Schließlich erhält auch in der zweiten Klasse jeder Sitz eine Steckdose.
Die Aussicht auf bequemere Fahrten ist heutigen Bahnkunden womöglich kein ausreichender Trost, leiden sie doch unter Zugausfällen und Verspätungen. Daran wird sich vorläufig auch nicht viel ändern, wie Peterson einräumt.
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