Vom Mittelmeer ans Rote Meer. Im Hochgeschwindigkeitszug. Siemens spricht von einem “Suezkanal auf Schienen”. Der Vertrag für ein schlüsselfertiges Bahnsystem in Ägypten ist vor gut zwei Monaten unterzeichnet worden. Das Prestigeprojekt hat einen Wert von drei Milliarden US-Dollar und unterstreicht die Ambitionen des Industriekonzerns im Bahngeschäft.
Nach Ägypten liefert Siemens Regional- und Hochgeschwindigkeitszüge, Lokomotiven und Bahninfrastruktur sowie die dazugehörigen Services für 15 Jahre. Entstehen soll ein 1800 Kilometer langes Hochgeschwindigkeitsnetz, für die ersten 660 Kilometer – von Alexandria nach Ain Sukhna – wurde der Vertrag unterzeichnet. Das Projekt soll die Zersiedelung des Landes überwinden und den Tourismus fördern. Der Zug wird als sicheres, schnelles, sauberes und modernes Transportmittel gepriesen.
Ordentlich Rückenwind für die Bahnsparte
Das passt ganz in die Siemens-Strategie, im Zugverkehr eine große Rolle zu spielen. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren einen enormen Wandel durchgemacht. Der Konzern hatte früher von Waschmaschinen und Computerchips bis zu Kraftwerken und Röntgengeräten alles hergestellt und verkauft, was mit Elektronik zu tun hat. Nun konzentriert er sich auf die Bereiche Smarte Infrastruktur für Städte, digitale Industrien, Gesundheit und Mobilität (Bahn). Damit ist er in wichtigen Zukunftstrends positioniert.
Mit dem Drei-Milliarden-Auftrag startet die Bahnsparte des Industriekonzerns mit ordentlich Rückenwind ins neue Geschäftsjahr, das bei Siemens traditionell im Herbst beginnt. Die Sparte Mobility soll ihre Umsätze um fünf bis acht Prozent steigern.
Erfolgreiches Geschäftsjahr trotz Corona
Doch auch 2021 lief gut. Trotz Corona. Das geht aus den heute veröffentlichten Geschäftszahlen hervor. Der Auftragseingang stieg 2021 im Vergleich zu 2020 von 2,08 auf 2,76 Milliarden Euro (der Ägyptenauftrag wird erst im neuen Geschäftsjahr verbucht). Die Umsatzerlöse legten von 2,45 auf 2,51 Milliarden Euro zu.
Das Unternehmen spricht von einem sehr starken Anstieg des Volumens aus Großaufträgen im Schienenfahrzeuggeschäft. Unter anderem erhielt Siemens in Österreich eine Bestellung für Regionalzüge im Wert von rund 400 Millionen Euro. Die Umsätze wuchsen vor allem Dank des Bahninfrastrukturgeschäfts. Als Betriebsgewinn blieb weniger hängen als in den Vorjahren. Dies sieht Siemens Corona geschuldet. Weil weniger Menschen im Zug unterwegs waren, habe auch weniger gewartet werden müssen.
Insgesamt erzielte Siemens im abgelaufenen Geschäftsjahr 62,3 Milliarden Euro Umsatz und 6,7 Milliarden Euro Gewinn. Damit wurden die Erwartungen übertroffen.