Die Nahverkehrsunternehmen wollen ein bundesweit geltendes „Klimaticket” einführen. Das Angebot soll das 9-Euro-Ticket ersetzen, dass es nur noch bis Ende August gibt und ein großer Erfolg ist. Allerdings sieht der Vorschlag des Verbands Deutsche Verkehrsunternehmen (VDV) einen deutlich höheren Preis für eine Dauerlösung vor. Das Klimaticket soll 69 Euro im Monat kosten. „Dafür brauchten wir allerdings sehr schnell den entsprechenden Auftrag seitens der Politik”, sagt VDV-Chef Oliver Wolff.
Laut VDV hat das 9-Euro-Ticket eine neue Situation geschaffen. Denn es ist erstmals ein bundesweit geltender Fahrschein, den fast jeder zweite im Land gekauft hat. Ein zurück zur alten Tariflandschaft hält die Branche angesichts der dynamischen Entwicklung für unmöglich und hat deshalb die Anschlusslösung entworfen. „Der Signalpreis von neun Euro wird nicht länger als drei Monate finanzierbar sein”; verteidigt Wolff den geplanten höheren Preis, zumal die Verkehrsunternehmen mit stark gestiegenen Kosten für Energie, Personal und Material zurecht kommen müssten.
Klimaticket als Ergänzung zum bestehenden Angebot
Konkret sieht der Vorschlag die Einführung des Klimatickets als Ergänzung der geltenden Zeitkarten vor. Für die Kunden fällt die Rechnung dann sehr unterschiedlich aus, wie ein Blick in die Tariftabellen zeigt. So sind verbilligte Zeitkarten wie das Jobticket oft günstiger als 69 Euro. Dafür gelten sie aber nur in einem vergleichsweise kleinen Gebiet. In Berlin kostet die Umweltkarte im Abo zum Beispiel knapp 59 Euro im städtischen Bereich. Kommen Randgebiete oder angrenzende Landkreise dazu, schnellt der Preis schnell auf bis zu 176 Euro im Monat hoch. Noch teurer werden große Tarifgebiete rund um München oder Köln. Für Pendler, die bisher Auto fahren, wäre das Klimaticket daher eine günstige Alternative.
Zuschuss von zwei Milliarden für das Klimaticket nötig
Doch beschlossen ist das Angebot damit noch lange nicht. Denn auch hier ist ein weiterer Zuschuss des Bundes nötig. Die Kosten dafür beziffert der VDV auf zwei Milliarden Euro jährlich. Entsprechend verhalten ist die erste Reaktion des Verkehrsministeriums. Erst einmal werde alles weitere zwischen Bund und Ländern besprochen und die Auswertung der Erfahrungen mit dem 9-Euro-Ticket abgewartet, sagte ein Sprecher. Sollte sich der Bund darauf einlassen, stehen harte Verhandlungen zwischen den Verkehrsverbünden an. Denn die Verteilung der Einnahmen aus dem Klimaticket müsste zwischen den einzelnen Unternehmen geklärt werden, da es ja bundesweit gelten soll. Ob das alles in der verbleibenden Zeit bis zum Auslaufen des 9-Euro-Tickets geregelt werden kann, erscheint zweifelhaft.
Der VDV zeigt sich auch weiteren Varianten gegenüber offen. So könnten in einem zweiten Schritt zum Januar 2023 weitere Varianten des Klimatickets entwickelt werden, etwa sozialpolitisch wünschenswerte Tarife. Der Verband vertritt rund 600 Mitgliedsunternehmen, die täglich 30 Millionen Passagiere befördern.
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