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Riesenerfolg: Mehr als 60 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft

Die Verkehrsunternehmen ziehen eine Schlussbilanz zum 9-Euro-Ticket. Auf die Billigtickets könnten deutliche Preisanstiege folgen.
Im Regionalzug durchs Land: Das 9-Euro-Ticket war ein großer Erfolg. (Foto: Jonas Junk)
Im Regionalzug durchs Land: Das 9-Euro-Ticket war ein großer Erfolg. (Foto: Jonas Junk)

Die Verkaufszahlen des 9-Euro-Tickets übertreffen die Erwartungen bei weitem. „Es gab einen echten Run auf das Ticket“, so die Bilanz von Bremens Mobilitätssenatorin Maike Schaefer, die derzeit auch Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz (VMK) der Länder ist. Bis heute wurden 52 Millionen der bundesweit geltenden Billigfahrscheine verkauft. Dazu kommen noch zehn Millionen Zeitkarten, deren Preis für den Zeitraum von drei Monaten ebenfalls abgesenkt worden ist. Zum Start Anfang Juni rechnete der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) mit insgesamt 30 Millionen verkauften Tickets. Nun sind es mehr als doppelt so viel.

Freies Reisen war nur von kurzer Dauer

Genau dieser Erfolg bereitet den Verkehrsministern Sorgen. Denn eine Nachfolgeregelung für die Rabattaktion ist weiterhin nicht in Sicht. „Hier ist der Bund in einer Verantwortung“, sagt Schaefer. Doch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) ist bisher nicht bereit, weitere Milliarden für den Nahverkehr bereitzustellen. Und Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat Forderungen nach einer Fortführung des 9-Euro-Tickets kürzlich als „Gratismentalität“ abgekanzelt. So mutmaßen die Länder, dass die Liberalen eine Weiterführung blockieren wollen. 

Die jüngsten Daten aus den begleitenden Studien des VDV ergeben auch einen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz. Danach ersetzte jede zehnte Fahrt mit dem 9-Euro-Ticket eine Autofahrt. Unter dem Strich geht der Verband von 1,8 Millionen Tonnen CO2-Einsparung aus. Für den Einsatz von 2,5 Milliarden Euro an Bundesmitteln ist dieser Effekt allerdings sehr teuer erkauft. So betonen die Länder vor allem die soziale Seite des Billigangebots. 

Schlägt das Pendel nun in die Gegenrichtung aus?

Die große Frage ist, wie es nun weitergeht. Den Verkehrsbetrieben fehlt an allen Ecken und Enden Geld. Brandenburgs Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU) beziffert allein die durch höhere Energiekosten entstehende Lücke auf 1,6 Milliarden Euro. Weitere 1,5 Milliarden Euro fehlen, um allein das aktuelle Leistungsangebot aufrecht zu erhalten. Für die Finanzierung des Nahverkehrs ist der Bund zuständig. 

Ohne weitere Bundesmittel kommen auf die Kunden im Nahverkehr neue Belastungen zu. Dann müssten wohl die Fahrpreise stark angehoben werden, über das Niveau der Zeit vor dem 9-Euro-Ticket hinaus. Schlimmstenfalls müsse auch das Angebot ausgedünnt oder einzelne Verkehrsverbindungen abbestellt werden, befürchtet Beermann. Die Länder erwarten auch deshalb ein Angebot aus Berlin. 

Längst nicht alle haben vom 9-Euro-Ticket profitiert

An Vorschlägen mangelt es nicht. Die Verkehrsunternehmen könnten sich ein bundesweit geltendes Ticket für 69 Euro vorstellen, die SPD geht mit einem 49-Euro-Ticket in die Gespräche über ein neues Entlastungspaket. Der VDV betont aber, dass ein billiger Einheitstarif nicht die richtige Lösung ist. Wer reich ist, brauche kein 9-Euro-Ticket, sagt VDV-Sprecher Lars Wagner.

Einig sind sich Bund und Länder in einem Punkt. Das Angebot im Nahverkehr muss besser werden, vor allem in ländlichen Gebieten. Denn außerhalb der Städte kam der Aktionsfahrschein oft nicht gut an, weil es gar kein Angebot gab, das die Menschen dort hätten nutzen können. 

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