Friedrich Merz ist Armin Laschets Trumpf. Aber auch sein unnachgiebiger Antreiber. Der 65 Jahre alte Rechtsanwalt aus dem Sauerland kandidiert aktuell für den Bundestag. Innerhalb der Union gilt er als personifizierte Verheißung darauf, dass sich mit CDU und CSU im Kanzleramt nicht allzu viel verändern würde. Gerade für die ältere wohlhabende Mittelschicht. Kanzlerkandidat Laschet hat ihm bescheinigt, er sei „das wirtschafts- und finanzpolitische Gesicht” der Union und werde nach der Wahl „auch die Bundespolitik prägen”.
Die Frage ist, ob Friedrich Merz Minister werden kann. Mit Laschet an der Spitze sackt die Union Woche für Woche in den Umfragen ab. Aktuell liegt sie bei um die 20 Prozent. Die Grünen sehen die Demoskopen knapp dahinter bei 18 Prozent, während die lange verlachte SPD mit ihrem Kanzlerkandidaten Olaf Scholz bei 23 Prozent gelistet wird. Es ist nicht mehr ausgeschlossen, dass nach dem 26. September die Sozialdemokraten die Union zu Sondierungen einladen und nicht umgekehrt. Rechnerisch möglich wäre momentan sogar eine Ampelkoalition ohne CDU und CSU.
Die grüne Reibungsfläche
Friedrich Merz, der bekanntlich selbst gerne CDU-Vorsitzender und Kanzlerkandidat geworden wäre, steckt mitten in diesem Abwärtsstrudel. Man kann sich denken, wie sauer es ihn macht, dass seine Macht- und Gestaltungsoptionen schrumpfen. Wer ihm bei seinen öffentlichen Auftritten zuhört, erlebt einen sehr selbstbewussten Mittsechziger, der sich gern im Respekt seiner Umgebung spiegelt.
Weitreichende Konsequenzen für die Union
Mittlerweile ist dieses Lächeln erloschen, nicht nur bei der CDU, sondern auch bei der bayerischen Schwesterpartei CSU. Denn aus der möglichen Zweier- ist rechnerisch eine Dreierkoalition geworden. Aktuell versucht die Union mit einer knallharten Rote-Socken-Kampagne die SPD zu schwächen – mit überschaubarem Erfolg. Sollte es die Union nach der Wahl nicht ins Kanzleramt schaffen oder tatsächlich auf der Oppositionsbank landen, dürfte es nicht nur keinen Minister Friedrich Merz geben, auch die Tage von Armin Laschet als Partreivorsitzender könnten gezählt sein.
Noch ist er Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, aber er hat schon klargestellt, dass für ihn die Option „Zu schlecht für Berlin, gut genug für NRW” entfällt. Und sollte Armin Laschet in seinem Wahlkreis Aachen I den Einzug in den Bundestag verpassen – was nicht ausgeschlossen ist -, wäre er ein Kanzler ohne Mandat. Seine Durchsetzungsfähigkeit in der Fraktion wäre damit mindestens fraglich. Auch in der CDU-Parteizentrale dürfte dann ein Machtvakuum entstehen. Es ist denkbar, dass dann Friedrich Merz – zum dritten Mal – seinen Hut in den Ring wirft oder einen seiner Vertrauten ins Adenauer-Haus schickt. Für die Unions-Familie insgesamt brächen nach dem Ende der Ära Merkel in jedem Fall schwere Zeiten an.
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