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3G in Bussen und Bahnen: Trügerische Sicherheit

Im öffentlichen Nahverkehr gelten bald 3G-Regeln. Warum die Auflagen eher riskant als nützlich sind.
Ab dieser Woche gelten im ÖPNV ebenfalls die 3G-Regeln. (Foto: The Other Kev)
Ab dieser Woche gelten im ÖPNV ebenfalls die 3G-Regeln. (Foto: The Other Kev)

Irgendwann in dieser Woche wird es für Pendler und Reisende in Bahnen und Bussen noch etwas komplizierter. Dann tritt auch im Nah- und Fernverkehr die 3G-Regelung in Kraft. Über den Nutzen der Verschärfung lässt sich trefflich streiten. Sie ist eher ein Ausdruck der späten Reaktion auf die Entwicklung der Pandemie als eine Wunderwaffe gegen die sich ausbreitende Infektionswelle.

Zunächst einmal vermittelt die Regelung den Fahrgästen eine trügerische Sicherheit. Die Botschaft: Wenn alle Mitfahrerinnen und Mitfahrer geimpft, genesen oder getestet worden sind, kann ja nichts mehr passieren. Dabei nehmen die Impfdurchbrüche zu und viele Infizierte bemerken gar nicht, dass sie selbst zu einem Ansteckungsherd werden. Daher ist 3G im Verkehr zur Eindämmung der Pandemie nicht sonderlich gut geeignet.

3G wird zum Problem – finanziell, aber auch für das Personal

Für die Verkehrsbetriebe wird die Verschärfung zum neuerlichen wirtschaftlichen Risiko. Es droht ein erneuter Rückgang der Fahrgastzahlen und damit ein weiteres Loch in der Kasse. Dabei hat sich die Lage gerade erst wieder normalisiert und Studien sehen in Bussen und Bahnen kein erhöhtes Infektionsrisiko. Dazu kommt der gravierendste Mangel der Vorschrift: Sie muss kontrolliert werden, wenn sie ernst genommen werden soll. Den Beschäftigten bei den Verkehrsunternehmen ist das kaum zuzumuten, denn es drohen mehr gewalttätige Übergriffe auf das Kontrollpersonal.

Der Druck auf Ungeimpfte steigt

Positiv ist nur einer der möglichen Effekte: Der Druck auf Ungeimpfte, die auf den Nahverkehr angewiesen sind, steigt enorm. Viele werden sich vermutlich deshalb doch zur Impfung anmelden, weil sie sonst nicht mehr ohne großen Testaufwand mobil bleiben können. Im Sinne des Infektionsschutzes ist das wünschenswert, im Sinne einer auf auf das Gemeinwohl ausgerichteten Gesellschaft ein trauriges Eingeständnis des Versagens. Das ist nicht nur die Schuld der Politikerinnen und Politiker „da oben”. Gefragt ist jeder, ob ein anderer Umgang miteinander nicht zu einer höheren Impfquote beitragen könnte.

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