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EU-Richtlinie zu grüner Bankberatung: Das müssen Sie wissen

Die EU-Richtlinie zu grüner Bankberatung verpflichtet dazu, Kunden über nachhaltige Anlagen zu beraten. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Ab Anfang August müssen Berater ihre Kunden über nachhaltige Geldanlagen informieren. (Symbolbild: Igor Son)
Ab Anfang August müssen Berater ihre Kunden über nachhaltige Geldanlagen informieren. (Symbolbild: Igor Son)

Ab dem 2. August müssen Anlageberater auch über nachhaltige Geldanlagen informieren. Das sieht die neue EU-Richtlinie zu grüner Bankberatung vor. Verbraucherschützer betrachten den Nutzen skeptisch. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

EU-Richtlinie zu grüner Bankberatung: Was ändert sich konkret?

Es kommt lediglich ein weitere Aspekt dazu. Künftig müssen die Berater von Banken und Sparkassen ihre Kundinnen und Kunden auch fragen, wie wichtig ihnen eine nachhaltige Geldanlage ist. Das gilt auch für die Vertreter von fondsgebundenen Renten- oder Lebensversicherungen. Verneinen Sparer ein Interesse, spielt das Thema in der Beratung keine Rolle mehr. Die EU-Richtlinie zu grüner Bankberatung wird damit wirkungslos. Bejahen sie es, sollen die Berater dies auch in ihren Produktempfehlungen berücksichtigen, also zum Beispiel nachhaltige Investmentfonds vorstellen und über Chancen und Risiken der Produkte informieren. Welche Fragen konkret gestellt werden, hängt vom jeweiligen Institut ab.

Warum hat die EU diese Vorgabe eingeführt?

Die EU will Finanzströme verstärkt in saubere Geschäfte leiten, etwa in Unternehmen, die beim Klimaschutz sehr aktiv sind. Noch sind es meist professionelle Investoren wie große Pensionsfonds, die dieses Ziel schon verfolgen. Aber auch immer mehr Privatanleger wollen ihr Geld nicht mit klimaschädlichen oder unsozialen Aktivitäten vermehren. Die vorgeschriebene Beratung zu nachhaltigen Anlagen soll ihnen die Auswahl entsprechender Investments erleichtern.

Wird der Verbraucherschutz mit der EU-Richtlinie zu grüner Bankberatung gestärkt?

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) ist da eher skeptisch. Aus den Erfahrungen von Mystery Shoppings ist bekannt, dass die Beratungen durchschnittlich nur etwa 45 Minuten dauern, obwohl die Materie sehr komplex sei, erläutert Finanzexpertin Dorothea Mohn. Sie befürchtet, dass die Berater die Vorgabe aus Zeitgründen daher nur halbherzig umsetzen. Eine weitere Gefahr liegt darin, dass noch teurere Produkte verkauft werden können, mit dem Argument, dass diese schließlich grün und gut wären. „Wenn grüne Anlagen verkauft werden, dann müssen Verbraucher klar und ehrlich darüber aufgeklärt werden, was mit den Anlagen bewirkt werden kann und was aber eben auch nicht”, fordert sie.

EU-Richtlinie zu grüner Bankberatung: Wie läuft es in der Praxis?

Die Sparkassen haben mit der nachhaltigen Beratung nach den EU-Vorgaben bereits begonnen und Schwächen daran ausgemacht. Denn sie müssen Präferenzen erfragen, die ein Laie kaum versteht. „Viele Kunden fühlen sich durch die vielen Fragen überfordert und verstehen die kleinteiligen Unterschiede der verschiedenen Produkttypen nicht”, sagt ein Sprecher des Deutschen Sparkassen und Giroverbands (DSGV).

Ist damit gesichert, dass bei den Produkten grün drin ist, wo grün draufsteht?

Hinter der Skepsis der Expertin Mohn an der EU-Richtlinie zu grüner Bankberatung stehen auch Zweifel an der Nachhaltigkeit vieler Finanzprodukte. Der Begriff ist nicht geschützt und oft ist nicht klar, was grüne Investments tatsächlich Gutes bewirken. Die EU hat sich dabei gerade selbst ein Stück Glaubwürdigkeit genommen. Brüssel hat eine so genannte Taxonomie für grüne Anlagen entwickelt, also eine Art Standard formuliert. Darin werden nach langem politischen Streit auch Atomkraft und Gaskraftwerke als grüne Übergangstechnologien angesehen. Dabei sind Kernkraft und fossile Energien neben Rüstungsgütern die von Anlegern am häufigsten genannten Ausschlusskritierien, wenn sie nachhaltig Geld investieren wollen. Die Banken sollen jetzt schon das Interesse der Kunden an Produkten erfragen, die der Taxonomie genügen. Allerdings liegen die entsprechenden Leitlinien der EU noch gar nicht vor.

Wie sollten sich Kunden auf eine Anlageberatung vorbereiten, wenn sie ihr Geld sauber anlegen wollen?

Ein paar Tipps gelten für jedes Beratungsgespräch. Kunden sollten wissen, welche Ziele sie mit einer Geldanlage verfolgen und wie viel sie monatlich oder einmal zur Seite legen wollen. Auch ob das gesamte Vermögen oder ein Teil davon stets verfügbar sein soll, sollte man sich vorher überlegen. Bei den nachhaltigen Geldanlagen ist es ebenfalls wichtig, sich ein paar Kriterien zu überlegen, etwa Investitionen in Rüstung, Öl oder Staaten auszuschließen, die gegen die Menschenrechte verstoßen. Anhand der Kriterien können gute Berater dann zum Beispiel einzelne Investmentfonds suchen, die das Kundenvermögen dementsprechend investieren.

Haben Banken bisher gar nicht zu nachhaltigen Anlagen beraten?

Saubere Geldanlagen liegen noch nicht sehr lange im Trend. Erst in den letzten Jahren entdeckte die Finanzwirtschaft das Thema für sich. Mittlerweile gibt es auch eine kaum mehr überschaubare Fülle von Produkten dazu, vom ökologischen Festgeld bis hin zum streng ethisch-ökologischen Aktienfonds. Inzwischen ist das Thema aber auch bei den Anlageberatern angekommen. Die Stiftung Warentest hat im Frühjahr bei sechs Banken mit Testkunden einmal die Qualität der Beratungen unter die Lupe genommen. „Gute Ansätze, mittelmäßige Fonds”, urteilte die Stiftung. Was den Testern fehlte, waren genauere Kenntnisse über einzelne nachhaltige Fonds. Die Berater unterschieden zu wenig zwischen streng ökologischen und weniger streng orientierten Produkten.

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