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So hoch war 2020 die deutsche Durchschnittsrente

Wie gut geht es Rentnerinnen und Rentner tatsächlich? Wir haben die Durchschnittsrente recherchiert – und die Summe aller Alterseinkünfte.
Verwirrung um Durchschnittsrente: Was gibt es im Alter?
Verwirrung um Durchschnittsrente: Was gibt es im Alter?

Die Durchschnittsrente in Deutschland ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Rentnerinnen und Rentner haben also mehr Geld zur Verfügung. Jedenfalls vor Abzug der Inflation. Nun ist Bundestagswahl und es wird wieder über die Rente diskutiert. Können wir sie uns noch leisten? Und wer bekommt überhaupt wie viel? Wir haben uns die Rentenstatistiken angeschaut und klären die wichtigsten Fragen.

Wie hoch ist die Durchschnittsrente in Deutschland?

Was Männer und Frauen im Ruhestand erhalten, weist die gesetzliche Rentenversicherung genau aus. Die monatliche Durchschnittsrente in Deutschland betrug im Jahr 2020 genau 989 Euro. Zusätzlich übernimmt die Rentenversicherung die Beiträge für die Kranken- und Pflegeversicherung der Rentnerinnen und Rentner. Abgezogen werden müssen die Steuern.

Steigt die Durchschittsrente?

Ja, seit 2010 ist die Durchschnittsrente in jedem Jahr gestiegen. In den vergangenen zehn Jahren legte sie von 743 auf 989 Euro zu. 2019 lag die monatliche Durchschnittsrente bei 954 Euro, also 35 Euro niedriger als 2020.

Steigt die Durchschnittsrente schneller als die Inflation?

Ja. Wäre die Rente zum Beispiel seit 2011 nur entsprechend der Inflationsrate angehoben worden, dann läge die Durchschnittsrente jetzt bei etwa 830 Euro. Tatsächlich liegt sie bei 954 Euro.

Ist die Rente im Westen höher als im Osten?

Im Westen lag die Durchschnittsrente der Männer im Jahr 2020 bei 1210 Euro. Ein Mann im Osten bekam hingegen 1300 Euro. Bei den Frauen ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern größer, weil die Frauen in den neuen Bundesländern deutlich häufiger berufstätig waren als in den alten Bundesländern. Die Frauen im Westen erhielten 2020 im Durchschnitt eine Rente in Höhe von 730 Euro, während dieser Wert im Osten bei 1075 Euro lag. In Ost und West erhalten Männer also jeweils mehr Rente.

Wie hoch ist die Durchschnittsrente nach 35 Beitragsjahren?

Je länger man Rentenbeiträge gezahlt hat, desto mehr bekommt man im Alter. Für Menschen, die mindestens 35 Jahre lang Beiträge entrichtet haben, lag die Durchschnittsrente 2020 bei monatlich 1311 Euro. Das waren 322 Euro mehr als die Durchschnittsrente. In diesem Fall erhalten die Männer in den alten Bundesländern (1504 Euro) mehr Rente als ihre Geschlechtsgenoßen in den neuen Bundesländern (1334) und bei den Frauen schließt sich die Lücke zwischen Ost und West bis auf wenige Euro.

Wie werden die Renten besteuert?

Wer eine Rente erhält, ist grundsätzlich einkommens- beziehungsweise lohnsteuerpflichtig. Allerdings haben heutige Rentnergenerationen ihre Rentenbeiträge weitgehend von ihrem bereits versteuerten Einkommen bezahlt. Deswegen müssen sie auf diese Beiträge nicht noch einmal Steuern bezahlen, denn das käme einer doppelten Besteuerung gleich (es tobt aber ein Streit darüber, ob in der Praxis nicht doch eine doppelte Besteuerung stattfindet). Seit 2005 werden die Renten Schritt für Schritt nachgelagert besteuert. Das bedeutet, dass die Rentenbeiträge von unversteuertem Einkommen bezahlt werden. Dafür müssen die späteren Renteneinkünfte dann aber versteuert werden. Die Übergangsphase dauert 35 Jahre. Während des Berufslebens sinkt durch das neue System die Steuerbelastung und im Alter, wenn die Einnahmen geringer sind, wird dann ein niedrigerer Steuersatz fällig.

Durchschnittsrente und Eckrente – was ist der Unterschied?

In der Rentendebatte sind seit Jahren eine Reihe an Tricks im Umlauf. Einer dieser Tricks geht so: Man nehme die „Bruttostandardrente“ und lasse es so aussehen, als handele es sich dabei um die Durchschnittsrente in Deutschland.

Die Bruttostandardrente ist definiert als die Rente, die ein Altersrentner im Monat brutto erhält, wenn er bis zum Renteneintrittsalter 45 Jahre lang genau durchschnittlich verdient hat. Diese gelegentlich auch Eckrente genannte Bruttostandardrente liegt weit von der Durchschnittsrente entfernt. Von ihr gehen noch die Beträge für die Kranken- und Pflegeversicherung ab.

Wie gut geht es den Rentnerinnen und Rentnern?

Die Durchschnittsrente ist für viele ältere Menschen nicht das einzige Einkommen. Sie haben zusätzlich (oder ausschließlich) Einkünfte aus privaten Renten, Betriebsrenten, Mieteinnahmen, Pensionen oder anderen Quellen. Ein umfassendes Bild der finanziellen Situation der Generation 65plus zeichnet der Alterssicherungsbericht der Bundesregierung. Demnach ergab sich im Jahr 2019 folgendes Bild:

Schichtung der Nettoeinkommen der 65-Jährigen und Älteren

Einkommen (netto)Ehe-Paare (W)Single-Männer (W) Single-Frauen (W) Ehe-Paare (O) Single-Männer (O) Single-Frauen (O)
unter 750 Euro1%5%4%0%4%2%
750- unter 1.000 Euro2%11%13%0%13%9%
1.000 – unter 1.250 Euro3%12%16%2%13%12%
1.250 – unter 1.500 Euro5%13%18%4%19%19%
1.500 – unter 1.750 Euro6%12%14%7%19%27%
1.750 – unter 2.000 Euro9%12%14%13%15%18%
2.000 – unter 3.000 Euro36%25%18%52%14%13%
3.000 – unter 4.000 Euro21%7%6%17%1%0%
mehr als 4.000 Euro18%4%1%6%1%0%
W=West, O=Ost

Anhand dieser Zahlen aus dem Alterssicherungsbericht – man beachte insbesondere die beiden oberen Zeilen (unter 750 bzw. 750- unter 1000 Euro) – lässt sich erkennen, dass Altersarmut kein Randphänomen ist. Weiter zeigt sich, dass drei Viertel der Ehepaare Nettoeinkommen von 2000 Euro bis mehr als 4000 Euro haben. Damit liegen sie knapp bis deutlich über der Durchschnittsrente in Deutschland.

Wie viele Rentnerinnen und Rentner gibt es in Deutschland?

In Deutschland gab es Ende 2020 insgesamt 18,456 Millionen Rentnerinnen und Rentner. Das waren knapp fünf Millionen mehr als noch 1995. Damit befindet sich mehr als ein Fünftel der Bevölkerung im Ruhestand. Tendenz steigend.

Wie entwickeln sich die Rentenausgaben?

Die Ausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung für Altersrenten sind von 115,8 Milliarden Euro im Jahr 1996 auf 237,5 Milliarden Euro im Jahr 2020 gestiegen. Ohne Berücksichtigung der Inflation haben sie sich damit mehr als verdoppelt. Gleicht man den Kaufkraftverlust aus, betrug der Anstieg rund 50 Prozent. Die Ausgaben der Deutschen Rentenversicherung für alle Rentenarten (Erwerbsminderung, etc.) lagen 2020 bei 303,7 Milliarden Euro.

Wie entwickeln sich die Rentenausgaben gemessen an der Wirtschaftsleistung?

Die Rechnung ist einfach: Wenn man mehr einnimmt, kann man auch mehr ausgeben. Das gilt für Privatpersonen genauso wie für die Volkswirtschaft. Bei der Volkswirtschaft ist der Maßstab die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts, also der jährlichen Wirtschaftsleistung. Gemessen am BIP sind die Ausgaben für die Rente in den vergangenen Jahren gefallen. 2003 hatten sie mit einem Anteil von 10,73 Prozent ihren Höhepunkt erreicht, hat der Statistiker Gerd Bosbach berechnet. 2018 lag dieser Wert noch bei 9,25 Prozent. Trotz steigender Durchschnittsrente und deutlich mehr Rentnerinnen und Rentnern ist das System stabil. Das Wirtschaftswachstum macht’s möglich.

Wie werden sich die Rentenausgaben gemessen am BIP in Zukunft entwickeln?

Die Europäische Kommission legt das in ihrem Ageing Report 2021 dar: Sie erwartet, dass es in Deuschland 2040 fünf Millionen mehr Rentnerinnen und Rentner geben wird als noch 2019. Zugleich erwartet sie ein kräftiges Wirtschaftswachstum. Im Ergebnis geht sie davon aus, dass der Anteil der öffentlichen Rentenausgaben am BIP von 10,3 Prozent im Jahr 2019 auf 11,5 Prozent im Jahr 2030 steigen wird. Für 2040 wird ein Wert von zwölf Prozent erwartet und für 2060 dann 12,5 Prozent.

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